The Day after New Year

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Schlechte Nacht, schlechter Tag, hallihallo, Freunde, das soll nicht etwa eine Hassbotschaft sein, sondern eine Zusammenfassung meiner nächtlichen Situation. Fühle mich grad dezent kaputt, weil ich wieder akuten Bockmist geträumt habe.


Wir schreiben das Jahr 2020, genauer gesagt den zweiten Januar. Die alljährlichen Neujahrsfeiern waren wieder sehr schön, diesmal nicht mit einem wilden Silvester verbunden, sondern im Rahmen der Familie zelebriert als entspanntes Neujahrsfest am ersten Tag des neuen Jahres zelebriert: mit meinen Großeltern, meinem Onkel und meiner Cousine. Nach Sonnenaufgang steigt mein Onkel wieder in seinen fetten Porsche, weil er wohl zu ‘nem Meeting muss. Man gönnt sich ja sonst nichts so kurz nach Neujahr.


So schön die Festlichkeiten gewesen sein mögen – jetzt stellt sich erst mal wieder bitterer Ernst ein. Alle hatten in der Nacht nämlich schreckliche Albträume. Nachdem’s eine Vaermina in unserer Welt nicht gibt und ich leider schon Erfahrungen mit derlei Dingen gemacht hab, sacken mir instant die Mundwinkel ab, weil ich weiß, dass hier eine dämonische Kreatur ihr Unwesen treibt, die immer nur bis zu Neujahr gebannt werden kann. Bereits vergangenes Jahr hat das Wesen uns durch das Spektrum des Paranormalen und eine Entführungsserie fast in den Wahnsinn getrieben.

Erst noch hoffen wir allerdings, dass nichts Schlimmes passiert, aber schon bald kommt meine Cousine schreiend aus dem Keller gerannt, weil sie da unten etwas gesehen haben will. Sie kommt hoch, wir schließen die verglaste Tür zum Keller ab. Sobald wir die Tür einen Moment vermeintlich aus den Augen lassen, beginnt der Schlüssel sich im Schloss umzudrehen, die Tür geht leise auf und bleibt mit einem Spalt von etwa 15 cm dann offen, ohne dass etwas entweicht. Kurzerhand wird die Tür erneut abgesperrt, natürlich ziehen wir den Schlüssel ab, doch durch das trübe Glas kann ich zwei wütende Glubschaugen erkennen. Ich gehe nach draußen, renne ums Haus und seh die Gestalt deutlicher hinter dem Kellerfenster. Meine Panik wächst, weil wir einen Vorfall mit dieser Kreatur schon im vergangenen Jahr hatten, aber da immer nur Poltern und die Albträume hatten, bevor wir das Besänftigungsritual durchführen konnten. Die physische Manifestation ist uns völlig neu.

Wo wir schon davon sprechen: Bei diesem Ritual muss ein kleines Räucherwerk aus einigen Zutaten an den Erscheinungsort gestellt werden, während eine überlieferte Formel aufgesagt wird. Daraufhin ist man den Geist zumindest für ein weiteres Jahr los.


cumin

fennel

Ein zweifiedriges Eichenblatt oder Reinigende Körner

Ein Weißbuchenblatt

„kaerimitori“ schreien, um dem Geist zu verstehen zu geben, dass er sich verpissen soll. Was auch immer das heißen soll, aber das stand auf dem Papier.


Natürlich gibt’s auch eine Formel zur Beschwörung, bei der grabfrische Erde verwendet und die Worte „Leb! Leb! Leb!“ in einer beliebigen Sprache formuliert werden müssen. Natürlich noch weitere Ingredienzien, aber ich verrat euch jetzt sicher nicht, wie man so’n Viech herbeiruft. So lebensmüde bin ich dann doch nicht.


Aus dem Haus der Nachbarin kommt ein verhältnismäßig kleiner Mann im Trainingsanzug und fragt mich „Kommst du auch aus Россия?“ Ich denk mir wtf, aber als ich mich wieder umdrehe, steht dort im Freien bereits das Unwesen mit seiner koboldhaften Fratze und scheinbar ebenfalls einem Trainingsanzug der Marke Adidas. Ich starre ihn an, er starrt mich an. Vielleicht kann man ja vernünftig reden, überleg ich mir, nehm die Gestalt an der Hand und führe sie ins Haus. Sie wehrt sich nicht. Womit ich jedoch nicht gerechnet habe, ist, dass meine Cousine derweil bereits mit den Vorbereitungen begonnen hat, ein Mörser auf dem Tisch steht und daneben die genaue, oben geschilderte Zutatenliste liegt. Der Geist oder Kobold oder was auch immer er letztlich war sieht das freilich. Die Verhandlungen sind gescheitert. Er verschwindet. Wohin, das wissen wir leider nicht.


Große Klasse. Aber das ist ja vielleicht gar nicht so schlimm. Immerhin haben wir die Hälfte der Zutaten, auch wenn die Beschaffung eines Birken- und Eichenblatts sich im Winter immer als ein wenig schwierig gestaltet. Klimawandel sei dank sind im großen Garten im Hinterhof noch einige Blätter auf den Bäumen, also kriegen wir ein Birken- und ein Eichenblatt zusammen, auch wenn wir uns im Nebel des Morgens beobachtet fühlen. Wir kehren zurück, im Haus sind Kümmel und Fenchel bereits in das Gefäß getan. Das Birkenblatt wird seinen Zweck erfüllen, das Eichenblatt ist jedoch nicht gefiedert. Wir probieren es mit den Reinigenden Körnern, auch wenn wir uns nicht sicher sind, was das genau sein will. Ich mache mich auf den Weg in die Stadt, um die Lage außerhalb zu überprüfen, und überlasse meiner Cousine das Ritual.


Es ist bereits dunkel, als ich dort ankomme. Junge Frauen und Männer werden auf seltsame Art und Weise von kleinen Gestalten ins Innere mit Neon beleuchteter Häuser gelockt, dabei befinden wir uns gar nicht auf der 80er-Jahre-Reeperbahn. Aufhalten kann ich hier niemanden, denn scheinbar ist nicht nur ein Geist am Werk. Ich kehre nach diesem Fehlschlag zu meinen Großeltern zurück. Mein Onkel ist wieder zurück. „Kennst du die Geschichte der Deutschen Bahn?“, fragt er mich mit einer Stimme, als wäre dies für unsere Problematik relevant. Bevor er mir über diese erzählen kann, geht er wieder. Ich erzähle meiner Cousine stattdessen, was in der Stadt los ist, sie mir, dass sie das Treiben nicht aufhalten konnte. Es grenzt ja an ein Wunder, dass der aufgebrachte Unhold sie bei ihrem Versuch nicht selbst verschleppt hat. „Wie bist du vor ihm entkommen?“, will ich also wissen. „Er nimmt immer nur eine Person mit. Heute bist das wohl du.“


Und genau in dem Moment fängt der Wecker mit ‘nem fetten Bangarang an und reißt mich aus dem Albtraum eines Kleinkindes. Danke, Deutsche Bahn.

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