Spoiler

Wir sammeln alle Infos der Bonusepisode von Pokémon Karmesin und Purpur für euch!

Zu der Infoseite von „Die Mo-Mo-Manie“

Ich beginne mit einer Entwarnung: In diesem Artikel wird es keine Spoiler geben (und es geht auch nicht um die Spoilerfunktion hier im Board, die dennoch niemals Tabmenus ersetzen kann - falls das irgendwer noch nicht begriffen haben sollte), Grund dafür ist, dass ich gar nicht spoilern kann, da ich den Film, über den ich schreiben möchte, noch gar nicht gesehen habe. Es geht um den neuesten Pokémonfilm, der gerade in den Kinos angelaufen ist: Meisterdetektiv Pikachu - vielleicht habt ihr schon mal davon gehört.


Also, nein, ich kann den Film nicht spoilern. Es geht hier also noch nicht einmal darum, dass ich gespoilert wurde. Wobei man das jetzt je nach Auslegung des Begriffs so oder so sehen kann. "Spoiler" kommt ja vom Englischen "to spoil", also verderben, was bei mir - zumindest in Bezug auf die Vorfreude - passiert ist. Aber der Reihe nach:

Youtube. Ja, damit hat alles angefangen und es ist für mich in Bezug auf Spoiler die schlimmste Anlaufstelle überhaupt. Es ist nahezu unmöglich, interessante Videos zu einem Thema zu gucken und dann den Inhalt ungespoilert nach dem Erscheinungsdatum zu genießen. Ich meine, der Film, über den ich schreibe, ist noch nicht einmal seit einer Woche draußen. Und ich bin nunmal niemand, der sofort am ersten Tag in die Kinos rennt (mal abgesehen davon, dass ich letzte Woche auch noch krank war, auch wenn ich diese Pikachu-Karte schon ganz gerne gehabt hätte ...), was YT immer wieder zu einem Minenfeld macht. "Das traurige Ende von XY" - das wollte ich nicht wissen, lieber Videotitel. Und manchmal muss es ja noch nicht mal der Titel sein, den man noch etwas besser übersehen kann, sondern das Bild verrät einem mehr als man wissen wollte. Wobei ich langsam beginne, zu glauben, das wahre Problem an Spoilern ist die Unwissenheit.

Story Spoilers Don't Spoil Stories Dies ist eine Studie aus den USA von 2011, die herausfand, dass gespoilerte Geschichten signifikant besser bewertet wurden als ungespoilerte. Aber nur, wenn der Spoiler von außen kam und nicht teil der Geschichte war. Die Forscher sehen darin den gleichen Effekt, der auch zum Tragen kommt, wenn man eine Geschichte ein zweites Mal liest und auch das genießen kann.

Vielleicht. Vielleicht haben sie recht. Vielleicht wollen wir gerne flüssig denken können ('fluency') und brauchen dafür dieses Wissen. Und ich gebe zu, ich gucke auch gerne solche Dinge ein zweites Mal, bei denen ich auf die kleinen Feinheiten achten kann, die einem nur auffallen, wenn man weiß, wer der Täter ist. Oder ähnliches. Es gibt aber noch einen anderen Punkt, den man beachten sollte. Ich lese aktuell zum Teil für die Uni, zum Teil aus Interesse das Buch "Hit Makers" von Derek Thompson. Er war es auch, der mich auf die obige Studie hingewiesen hat. Und im folgenden Paragraph zitiert er James Wood von der New York Times: "A novel that can be truly 'spoiled' by the summary of its plot is a novel that was already spoiled by that plot" (S. 116). Was mich wieder zu meinem Ursprünglichen Thema führt.

Ich weiß nicht mehr, was meine ersten Gedanken zu einem Realfilm von Pokémon waren. Sie können allerdings nicht allzu gut gewesen sein, da mir realistisch gezeichnete Pokémon noch nie so wirklich gefallen wollten. Nehmen wir Pikachu an sich. Zugegeben, ich habe es mir nie wirklich mit glatter Gummihaut vorgestellt, aber Fell wirkte gleichermaßen falsch. Es ist eine Frage von Gewohnheit. Wie mir besagtes Buch ebenfalls beibrachte, gefällt uns all jenes besser, das wir häufiger zu Gesicht bekommen. Etwas, was die Trailer zu Meisterdetektiv Pikachu absolut bewerkstelligt haben. Selbst Glurak finde ich nur noch etwas seltsam und nicht mehr schrecklich aussehend. Außerdem war es wirklich schön, die vielen kleinen Details im Trailer zu suchen - sicherlich ein guter Grund, den Film irgendwann mehr als einmal zu gucken.

Dann kam der Aprilscherz und ja, die Arbeit daran hat meine Vorfreude auf den Film erhöht. Ich weiß noch nicht mal, ob ich alle Trailer kenne, weil ich keine Lust hatte, alle guten Szenen schon vorher zu kennen, aber ich war wirklich gespannt auf den Film, ich hatte absolut Lust, ihn zu gucken - bis ich über den Titel eines Youtube-Videos stolperte. Und nein, es war kein Titel à la "Das traurige Ende von ...", sondern einfach "Detective Pikachu Review [huge spoilers]". Huge. Dieses bescheuerte kleine Wort vor "spoilers" hat in meinem Kopf tatsächlich einen möglichen Spoiler abgerufen. Es ist etwas, was ich jetzt nicht erwähnen werde, weil es mir die gesamte Vorfreude auf den Plot des Filmes genommen hat (ich möchte ihn alleine wegen der Welt immer noch sehen; außerdem hoffe ich widerlegt zu werden), aber dass dies einfach so passieren kann, zeigt wie ausgelutscht eben diese Wendung innerhalb des Filmes wäre. Ich hoffe so sehr, ich liege falsch, denn ich habe absolut keine Lust auf dieses Ende. Es ist ein wenig wie bei der Netflix-Serie "Nothern Rescue". Ich hatte gesagt, keine Spoiler, deshalb bleibe ich auch dabei, ich werde aber kurz zusammenfassen, worum es geht: Ein Vater zieht mit seinen drei Kindern nach dem Tod seiner Frau zurück in die Kleinstadt, in der die beiden früher gelebt haben (wem kommt das ein wenig bekannt vor? - ja, Everwood ist meiner Ansicht nach besser und hat definitiv die bessere Titelmusik). Dort findet die älteste Tochter heraus, dass ihre Mutter in Kontakt mit einem ihr unbekannten Mann stand und will nun wissen, wer das ist. Ich kann nicht mehr sagen, wann sich die Idee in meinem Kopf festsetzte, aber auch hier habe ich immer wieder gehofft, ich läge falsch. Leider lag ich absolut richtig, wie die bisher letzte Folge mich wissen ließ (sie ist nicht sehr abschließend, weshalb ich davon ausgehe, dass Netflix noch weiteres drehen will).

Keine Ahnung, ob ich jetzt vielleicht doch mit euch gemacht habe, was mich so gestört hat: Das Wissen geben, dass es etwas Großes geben wird, aber die Unwissenheit aufrecht erhalten, ob der eigene Gedanke richtig ist. Vielleicht wird man einfach noch mehr enttäuscht, wenn man hofft, noch anderweitig von einer Geschichte überrascht zu werden. Vielleicht macht das die Auflösung subjektiv noch schlechter. Vielleicht wäre ich zufriedener mit der Auflösung gewesen, hätte ich von Anfang an genau gewusst, wer dieser Mann ist.

Der Auslöser für diesen Artikel ist also die Frage: Warum muss man vor "heftigen Spoilern" warnen? Würde jemand, der den Film gerne ungespoilert erleben möchte, eher auf ein Video mit einer einfachen Spoilerwarnung klicken und dann sauer sein, weil es am Ende einen starken Plottwist gibt, auf den das Video mit einer großen Spoilerwarnung hätte hinweisen müssen? Entweder etwas enthält Spoiler oder es enthält keine Spoiler, es ist nicht wichtig, welches Ausmaß diese haben. (Okay, manchmal ist es schon wichtig, ob man gerade für alles gespoilert wurde oder nur für den ersten Akt, aber das ist nichts, was ich sofort wissen möchte, sondern erst, wenn es tatsächlich so weit kommen sollte.) Spoilert es nicht schon, wenn man weiß, dass es einen großen Spoiler gibt? Das ist immerhin das Phänomen unter dem ich gerade leide. Ich habe gesehen, dass es einen großen Spoiler gibt und mein Gehirn versucht die Lücken zu füllen. Es schreibt das Ende, was schon häufig in anderen Formen in anderen Geschichten vorkam - und das ich nicht sehen will. Mir hilft der Gedanke, dass der Film bisher nicht sehr schlecht aufgenommen wurde; zumindest so weit ich es mitbekommen habe. Aber das Spoilern durch Spoilerwarnungen ist ziemlich anstrengend. (Und ich hoffe wirklich, ich verderbe durch diesen Text niemandem die Vorfreude auf irgendwas.)

Zu guter Letzt, wenn ich gerade schon dabei bin, mich über Spoiler und YT-Videos aufzuregen, möchte ich noch mein Unverständnis gegenüber den Spoilerwarnungen der WatchMojo-Videos ausdrücken. Wem soll das denn bitteschön irgendetwas bringen? Ich meine klar, wenn es um die besten Enden von Pixar-Filmen geht, dann ist a) klar, dass die Enden der Filme besprochen werden und man dahingehend gespoilert werden kann, aber b) die Möglichkeit gegeben, alle diese Filme bereits geschaut zu haben und dementsprechend ungespoilert durch das Video zu kommen; es sind ja nur 20. Wenn es aber um die besten TV-Küsse geht, dann ist es unmöglich, alle TV-Serien, die darin vorkommen, komplett gesehen zu haben oder auch nur zu wissen, dass seine neue Lieblingsserie, von der man aber leider erst in der zweiten von drei Staffeln ist, darin vorkommt. Und dann ist diese Spoilerwarnung absolut unnütz, denn sobald da "#3 Anni and Ralph" steht, weiß man ja zumindest, dass die beiden sich irgendwann küssen werden, auch wenn Anni nach aktuellem Stand noch glücklich mit Zack verheiratet ist (willkürlich gewählte Namen für ein spoilerfreies Beispiel). Das denke ich einfach jedes Mal, wenn diese Spoilerwarnung kommt: Sie ist absolut nicht praktikabel. Aber zumindest haben sie sich abgesichert ...


Zusammenfassend: Ich weiß nicht mehr, wie ich vollständig gespoilerten Geschichten gegenüber stehe. Vermutlich nicht so negativ wie bei dem oben beschrieben Beispiel von Meisterdetektiv Pikachu, aber ich weiß, dass ich bei einigen Geschichten schon dachte, wie schade es ist, dass ich sie nicht mehr unwissend erleben kann, weil ich irgendwo schon der Twist erfahren habe. Bei anderen Sachen macht es mir hingegen weniger aus, das Ende schon vorher zu kennen. (Glaube ich zumindest, denn mir fällt gerade kein Beispiel ein ...) Was mich halt wirklich stört ist dieser Zwischenzustand, den hauptsächlich mein eigener Kopf gestaltet, befeuert durch zu viel (aber nicht alles) sagende Titel von Youtube-Videos. Also meine Bitte an all die Leute, die diese nie lesen werden: Wählt eure Titel mit Bedacht. Schon der Ausdruck "heavy spoilers" kann mehr spoilern als man denkt. Und auch sonst nerven (Theorien-)Videos zu Filmen etc., die man noch nicht kennt, sehr, wenn sie zu aussagekräftige Titel haben. Lasst das bleiben!

Seelentau

Kommentare 4

  • P.S. Falls es irgendwen jetzt noch interessieren sollte: Ich hatte recht. Auch wenn ich schon gehört habe, dass andere von der Wendung überrascht wurden. Es war nicht schrecklich, aber ich hatte mir halt ein anderes Ende gewünscht. (Und es ein etwas weniger melodramatisches ...) Der Film ist trotzdem sehenswert.

  • Ich interpretiere "huge spoilers" einfach so, dass da sehr viele davon in dem Video vorkommen, nicht dass sie besonders "groß" wären. Oder dass es eben ein wichtiger Plotpunkt ist, der aber eben nicht zwangsläufig das sein muss, was du dir dabei denkst.

    • Oder aber, die Person will sich einfach wichtig machen oder gleich von vornherein jeden möglichen Shitstorm wegen zu vielen Spoilern abwenden. :tongue:

    • Natürlich muss es nicht das sein, was ich denke, aber so rein vom Wort her, steht da halt zu deutsch "große Spoiler", wenn man es nicht gar mit "gewaltig" übersetzen möchte. Selbst wenn "viele Spoiler" gemeint ist, ist das nicht, was da steht. Aber klar, ich kann aktuell nur spekulieren. Ich kann mir auch vorstellen, dass er sich, wie Kiri sagte, einfach absichern wollte, aber eigentlich sehe ich halt auch darin nicht die Notwendigkeit ebendieses Wortes. Aber gut, vielleicht sollte ich das Video mal gucken, wenn ich den Film kenne, um das besser einschätzen zu können ...