Verspätet: Thrawnis Wiener Notizen, Tag 160

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Viele Leute haben sich über Kemmerichs Handschlag mit Höcke aufgeregt. Das hat mich dazu gebracht, mal darüber zu reflektieren, unter welchen Bedingungen ich einem Faschisten die Hand schütteln würde:

  1. Ich habe meine Hand vorher angeleckt.
  2. Ich habe eine gefährliche, ansteckende Krankheit.

Beide Bedingungen sind notwendig und zusammengenommen hinreichend.


Auch am Ende meines Auslandssemesters muss ich leider bekennen, dass ich die Sprache der Leute in Wien nach wie vor nicht verstehe. Aber das war im Großen und Ganzen kein Problem, denn hier spricht ja praktisch jeder Englisch.


Filmidee für eine Horrorkomödie (Rechte hiermit gesichert) anlässlich des Beethoven-Jahres: Bei einem heftigen Gewitter schlägt auf dem Wiener Zentralfriedhof plötzlich der Blitz in Beethovens Grab ein und es erhebt sich ein grauenerregender Komponistenzombie. Während er immun gegen alle üblichen Vorgehensweisen gegen Zombies ist – bei Enthauptung etwa wächst sein Kopf einfach nach –, ist er taub, was zunächst scheinbar seine einzige Schwäche darstellt. Auch sucht er nicht nach Gehirnen, sondern nach Gehörgängen. Die Heldinnen, ein extrovertiertes Chormädchen und eine schüchterne Operndiva, scheitern mit all ihren Versuchen, den Zombie aufzuhalten. Als er sich schließlich das absolute Gehör vom arroganten Kollegen der Opernsängerin einverleibt, scheint nichts mehr die Entstehung und Uraufführung von Beethovens Zehnter aufhalten zu können. Erst vor dem entscheidenden Konzert finden die Helden heraus, wie der Beethoven-Zombie gestoppt werden kann: Man kann ihn nur mit einer Mozartkugel zurück zur Tochter aus Elysium schicken …

Der Rest ist einfach, die basteln irgendeine komische Waffe, die Mozartkugeln verschießt, machen den Zombie fertig und werden am Ende aber als zusätzlich tragikomödiantisches Ende natürlich gelyncht, da alle eigentlich nur Beethovens Zehnte hören wollten und den arroganten Opernsänger sowieso keiner leiden konnte.

Als Titel schlage ich „Beethoven’s Second“ vor, also als Anspielung, dass es sein „second life“ ist, während man zugleich seine Sinfonien referenziert – außerdem hat es etwas Extravagantes, wenn der eigentlich erste Film einer Reihe bereits die Zahl Zwei im Namen trägt. Richtig gehört: Reihe. Denn natürlich würde man das mit „Beethovens Third“, „Beethovens Fourth“ und so weiter fortsetzen können.

Filmmusik wären dabei natürlich Beethovens Musikstücke selbst, ggf. neu interpretiert. Bei der Szene des Blitzeinschlags kommt natürlich das Klassische „Tatatatammmmmm“, wie auch immer das zugehörige Stück heißt, beim großen Finalkampf legt man vielleicht die Ode an die Freude in einer etwas rockigeren Version auf.

Ich wüsste nicht, was daran schiefgehen könnte. Wenn jemand hier weiß, wie man Filme macht, bitte bei mir für die Rechte melden. Ich schreibe auch das Drehbuch. Kontaktiert mich per PN!


Dinge, die man immer dabeihaben sollte: Ein Taschenmesser – wichtig ist besonders der Flaschenöffner! –, ein paar Pflaster, falls man sich an besagtem Messer schneidet und außerdem ein paar Päckchen Zucker, für den Fall, dass man einen Kaffee trinken geht und die dann keinen Zucker haben.


Brauchte einen neuen Stift und bin deswegen zur Neustiftgasse gegangen. Aber nirgendwo ein Stiftgeschäft. Erst das Desaster mit der Stadiongasse und nun das! Schließlich habe ich im Rinnstein einen fast aufgebrauchten IKEA-Bleistift gefunden, der unter den vielen Schichten von eingetrocknetem Hundeurin fast nicht zu erkennen war. Ausgebuddelt, sauber geleckt und weitergeschrieben – bis zur Rückkehr in die Heimat wird’s reichen, d.h. sich schon irgendwie ausgehen oder so.


Was trägt schöne Blüten und lauscht an Türen?


Tag der Abreise: Mein Mitbewohner wirkt gar nicht traurig, dass ich gehen muss. Irgendwie verdirbt mir das die Laune.


Der Rest des Abreisetages ist mal wieder typisch Bahnverkehr und verlangt eine ausführlichere Behandlung.

Am Wiener Hbf angekommen stelle ich fest, dass mein Zug eine halbe Stunde Verspätung hat – was kacke ist, da ich einmal umsteigen muss und die maximale Umsteigezeit eine halbe Stunde beträgt. Aus einer halben Stunde wird schließlich eine Dreiviertelstunde, und aus dieser während der Fahrt eine ganze, trotz aller Beteuerungen des Zugpersonals, man werde sich Mühe geben, das aufzuholen.

In Nürnberg verpasse ich wie geplant den Anschluss und warte auf den Alternativzug, der in einer halben Stunde kommen soll, sich aber erst um wenige, dann um zwanzig, dann um dreißig, dann um 50, dann um 90, dann wieder um 50 und schließlich um 60 Minuten verspätet. Während ich im Nürnberger Hbf an einer Wand stehe, wird mir langweilig. Ich klebe ein eilig gebasteltes Schild mit der Aufschrift „Versuchen Sie bitte, mein Gepäck zu klauen, ich suche nach einem Grund, jemanden zusammenschlagen zu können“ neben mich an die Wand. Während Leute an mir vorbeigehen, singe ich lauthals:


„Smile,

Though your heart is achin’

Smile,

Even though it’s breakin’

When there are are clouds in the sky

You’ll get by ...“


Aber keiner will sich mit mir anlegen. Schade. Muss an meiner Jeansjacke liegen, in der sehe ich immer so unfassbar gefährlich aus.

Irgendwann fährt endlich ein Zug. Im Zug kommt die Nachricht, dass eine Weiche vor uns eine Störung hat und wir erst einmal wieder zurück zum letzten Halt fahren müssen. Es geht mir gut. Mein Herz zerspringt vor Freude. Weiß gar nicht, warum Leute lieber fliegen wollen als Bahn fahren. Warum würdest du jemals irgendetwas anderes tun als auf ewig in Zügen und Bahnhöfen zu sitzen? Ist es nicht geil, dass die Bahn dir das ermöglicht? Sollte die Begeisterung darüber nicht überschäumen wie ein Bier auf einem CSU-Parteitag?

Kriege außerdem die Ergebnisse von der MdJ-Wahl rein. Habe gegen Willi verloren. Na ja, war ja nicht anders zu erwarten. Tretet halt auch noch auf den, der gerade sowieso schon am Boden liegt. Stört mich nicht. Mit mir kann man’s ja machen. Warum sollte mich das aufregen? Weil ich seit 15 Jahren schon als Moderator im Forum arbeite, dabei immer hin- und hergeschoben werde, um jeweils den Bereich wieder aufzubauen, der gerade zufällig in Scherben liegt, damit andere die Lorbeeren dafür einheimsen können, und nie auch nur ein einzelnes Wort der Anerkennung für meine Mühen erhalte? Weil bei Forentreffen immer, wenn wir essen gehen, am Ende mysteriöserweise alle anderen ihre Geldbörsen und Portemonnaies vergessen haben und ich auf sämtlichen Rechnungen sitzen bleibe? Weil ich damals drei Wochen durchgemacht habe, um WBB4 zu programmieren und mich dabei nur von zuckerfreier Cola und Dosenmais ernährt habe? Ach was, mache ich doch gerne, brauche dafür auch nicht einmal nur ein popeliges kleines Lob. Im Ernst, geht’s euch noch gut?! Ich reiße mir Tag für Tag den Arsch für euer beschissenes Forum auf und das ist der Dank, ihr Säcke?

Eine Zugdurchsage kündigt an, dass wir aufgrund einer defekten Weiche wieder zur vorherigen Haltestelle zurückfahren müssen, weshalb wir eine Verspätung von mindestens einer Dreiviertelstunde haben werden.

Damals beim Japantag habt ihr nicht mal das Lösegeld für mich bezahlt und lieber dabei zugesehen, wie ich abgestochen und in den Rhein reingeschmissen werde. Ach, der Thrawni ist robust, der überlebt das schon – ja, klar. Und immer schiebt ihr mir die Schuld für alles zu – das Forum ist abgestürzt und geht gerade nicht? Thrawn war’s. Gucky löscht einen Beitrag? Thrawn war’s. Jemand unter dem Pseudonym „Großadmiral“ leakt interne Infos? Thrawn war’s.

Ganz ehrlich, behaltet eure beschissene Wahl doch! Die interessiert mich gar nicht! Hätte den Titel am Ende sowieso abgelehnt, da ich dem vorhersehbaren Versuch der Errichtung einer Diktatur von unten gerne die überraschende Errichtung einer Anarchie von oben entgegengesetzt hätte. Leckt mich doch am Arsch, Leute!

Um halb zwei nachts kommt mein Zug endlich an. Ich bugsiere mich irgendwie mit meinem Gepäck nach Hause, falle aufs Bett und ziehe mit letzter Kraft und mit den letzten Graphitresten des IKEA-Bleistifts einen Schlussstrich unter meine Wiener Notizen. Dann sterbe ich am Corona-Virus.


Die „Wiener Notizen“ wurden ihnen präsentiert von der Deutschen Bahn, IKEA, sämtlichen Colaherstellern, dem Ministerium für Massenpanik und Zoloft.

Kommentare 3

  • Ich wäre zumindest auf Beethoven's Ninth gespannt, da könnte man eventuell eine Hommage an Clockwork Orange draus machen :unsure:

    • Ich habe den noch gar nicht gesehen, das schiebe ich immer irgendwie auf.

    • Ooh, dann solltest du das dringend nachholen. Von dem, was ich bisher von dir so kenne, würde der dir bestimmt gefallen (sag ich einfach mal so)