Biomutant | Spielekritik von Eagle

Wir sammeln alle Infos der Bonusepisode von Pokémon Karmesin und Purpur für euch!

Zu der Infoseite von „Die Mo-Mo-Manie“

Hallo Leute,


heute möchten wir im Videospiel-Verteiler wieder eine neue Spielekritik vorstellen. Konkret wurde letzte Woche das Open World-Rollenspiel Biomutant veröffentlicht und Eagle hat zu diesem Titel nun eine Review veröffentlicht. Über das nachfolgende Thema könnt ihr auch eure persönlichen Eindrücke zum Spiel äußern. Viel Spaß beim Lesen!


Biomutant




Biomutant



Allgemeines


Entwickler: Experiment 101

Publisher: THQ Nordic

Website: https://www.biomutant.com/en

Veröffentlichung: 25. Mai 2021

Plattform: PC, Playstation 4, XBox One (Playstation 5 und XBox Series X ausstehend)

Genre: Action, Rollenspiel

Altersfreigabe: 12

Steuerung: Tastatur, Maus, Controller

Spielmodus: Einzelspieler



Die Mutanten kommen - endlich


Biomutant befand sich seit Mai 2016 in Entwicklung. Erstes anschauliches Material wurde im August 2017 veröffentlicht. Von diesem Zeitpunkt an schaffte es der erste Titel des Entwicklers, die Spieler sowohl zu überraschen als auch zu faszinieren. Immer mehr Ideen und neue Perspektiven kamen zusammen, und das Projekt wuchs von Tag für Tag. Das Studio entschied sich aber dafür, sein Entwicklerteam klein und überschaubar zu halten. „Nicht mit vielen Entwicklern arbeiten, sondern mit den richtigen arbeiten“, lautete das Motto. So wurden aus ursprünglich vier Leuten rund 20. Und dabei blieb es. Durch das nur kleine Team und das stetig wachsende Projekt brauchte es einige weitere Jahre bis zur Fertigstellung des Spiels. Doch jetzt sind die Mutanten endlich hier …



Das Land braucht einen neuen Helden


Die Geschichte von Biomutant spielt in einer allmählich sterbenden postapokalyptischen Zukunft. Nach etlichen Jahren der Ausbeutung der natürlichen Ressourcen und der Verschmutzung des Planeten sind die einstigen die Metropolen und die Infrastruktur zu Ruinen zerfallen. Von den Verursachern dieses Unglücks, den Toxanol, wie sie genannt werden, ist niemand mehr übrig. Stattdessen hat sich die Tierwelt zu einer funktionierenden Gesellschaft etabliert, die tagtäglich um das Überleben bangt. Denn der Baum des Lebens, der den Bewohnern bislang Mut und Kraft gespendet hat, wird tagtäglich schwächer. Außerdem haben Streitigkeiten über den richtigen Umgang mit der Krise die Gesellschaft in sechs verschiedene Stämme gespalten. Von Einigkeit und Einsicht fehlt jede Spur. Stattdessen herrscht Krieg. Und nur der Spieler allein kann dies alles beenden.


Biomutant räumt viele Freiheiten bei der Erstellung seiner Spielfigur ein. Neben optischen Anpassungen wie Größe, Fellfarbe und Körperumfang stehen auch exotische Optionen wie Spezies oder Resistenzen gegen Umwelteinflüsse wie Kälte und Hitze zur Auswahl. Eine weitere Besonderheit ist, dass sich die Figur entsprechend den Kriterien des Spielers formt. Während Attributspunkte auf das Stärkekonto die Figur immer weiter in die Breite wachsen lassen, schwillt der Kopf eines intelligenten Avatars immer weiter an.



Neben für Rollenspiele typischen Begriffen wie Vitalität oder Stärke tauchen auch Exoten wie Resistenzen oder Mutationen auf.


Auch eine Klassenwahl steht bei der Erstellung der Spielfigur zur Auswahl. Saboteure sind schnelle, trickreiche Kämpfer, die den Umgang mit zwei Nahkampfwaffen verstehen. Psi-Freaks hingegen verpönen den direkten Zweikampf und verlassen sich stattdessen auf eine Art von Magie und Mutation, um ihrem Gegner den Garaus zu machen. Weitere Klassen stehen zur Auswahl. Doch selbst wenn man sich hier einen Fehltritt erlaubt, so kann dieser im Laufe des Spiels durch die Vergabe von Attributspunkten und durch die breite Palette an Waffen und Fähigkeiten korrigiert werden. Überhaupt räumt Biomutant dem Spieler eine unglaubliche Vielzahl an, die Figur nach seinem Willen durch neue Kleidung, Fertigkeiten und Waffen zu formen.



Entscheidungen, Entscheidungen …


Bevor es in die große, offene, asiatisch angehauchte Spielwelt geht, beginnt der Spieler in einem überschaubaren Gelände. Neben einem löchrigen Gedächtnis, unter dem die die Spielfigur leidet und dem Drang, die eigene Vergangenheit zu erforschen, sorgen außerdem noch unter eine Vielzahl von Entscheidungen für Kopfzerbrechen. Die erste muss bereits nach weniger als einer Minute Spielzeit getroffen werden. Denn der Weg gabelt sich. Jetzt nach rechts abbiegen? Oder besser nach links? Durch das Karma-System, das jede Entscheidung in eine Gut- oder Böse-Kategorie kategorisiert, triezt Biomutant den Spieler regelmäßig, auch ja die richtige Entscheidung zu treffen. „Richtig“, das heißt: richtig für den persönlichen Stil des Spielers. Denn will ich statt des üblichen Helden in glänzender Rüstung lieber einen raffgierigen Schurken spielen, der den Untergang der Welt herbeisehnt, so kann ich das auch tun.



Engelchen und Teufelchen animieren den Spieler regelmäßig, die „richtige“ Wahl zu treffen. Aber was ist schon richtig oder falsch?


Auch Dialog-Optionen nehmen Einfluss darauf, wie sich die Spielfigur moralisch formt. NPC’s reagieren auf den Helden anders, je nachdem welche Entscheidungen er getroffen hat. Sich einem bestimmten Stamm anzuschließen, erregt den Ärger eines anderen. Auch andere Spielfiguren äußern sich manchmal positiv, manchmal negativ darüber, welchen Weg der Held eingeschlagen hat. Durch diese Fülle an Möglichkeiten und der Klassenwahl hat das Spiel einen gerne gesehenen Wiederspielwert.



Manchmal blitzschnell, manchmal ermüdend langsam


Das Hauptaugenmerk von Biomutant liegt auf den rasanten Kämpfen gegen Monster oder rivalisierte Stämme. Im direkten Zweikampf gegen übermächtige Gegner oder allein gegen eine Vielzahl von Feinden greift die Spielfigur auf eine üppige Auswahl an Haushaltsgegenständen und Werkzeugen zurück, die nun zu tödlichen Waffen werden. Diese kommen in allerlei Form: Schwerter, Pistolen, Schrotflinten, Stäbe und viele, viele mehr. Jede Waffenart besitzt ein Sortiment an Fertigkeiten, auf die der Spieler zurückgreifen kann. Hinzu kommen Basiskommandos wie springen, parieren und ausweichen, aber auch scheinbar magische Kräfte durch Mutationen.



Mit purer Waffengewalt oder Mutationskräfte werden auch übermächtige Feinde bezwungen.


Leidet das Spiel anfangs noch unter einer sehr überschaubaren Anzahl an Möglichkeiten, so wächst die Figur nach und nach und kann sich immer tiefer in die Spielwelt wagen. Dort gibt es auch immer bessere Ausrüstung zu finden, Handwerksmaterialien, neue Quests und vieles mehr. In einer großen, offenen Spielwelt besteht aber selbstverständlich immer wieder die Gefahr, auf einen Feind oder auf ein Hindernis zu stoßen, dem man im Moment nicht gewappnet ist. Schafft man es dann letztendlich doch, das Problem mit Geschick, Schläue und Hartnäckigkeit zu lösen, ist das Gefühl überragend.


Im schrillen Kontrast zu dem rasanten Kampfsystem stehen hingegen die deutlich langsameren Dialoge. Text und Audio sind in Sprachen wie Deutsch, Englisch und Französisch übersetzt. Doch braucht es einen Erzähler, das das unverständliche Geplapper der meisten Figuren übersetzt. Nicht nur das zieht Dialoge in fast doppelte Länge. Auch, dass die NPC’s inhaltlich nicht viel zum eigentlichen Thema beisteuern, sondern oft in Plattitüden reden, bevor sie zum Punkt kommen, wird mit zunehmender Spieldauer immer ermüdender.



Was wollte ich gerade tun …? Oh, ein Baum!


Biomutant brilliert vor allem, wenn es um das Erkunden der offenen Spielwelt geht oder beim Bekämpfen von Feinden. Das Entwicklerstudio scheut sich nicht davor, seine Inspiration an Spielen wie The Legend of Zelda – Breath of the wild oder Devil May Cry zu vertuschen. Das sieht und spürt man deutlich. Zu Fuß oder auf einem Reittier geht es durch die post-apokalyptische Welt. Man streunt durch weite Graslandschaften, arbeitet sich steile Klippen hinauf oder durchforstet die zerfallenen Ruinen der Toxanol. Kleinere Rätsel wie Stromkästen kurzschließen oder eine Mikrowelle wieder zum Laufen bringen werden regelmäßig mit Beute honoriert. Das sorgt selbst nach fortschreitender Spieldauer immer wieder für Glücksgefühle, macht Spaß und sieht dabei noch gut aus.


Überhaupt fällt es schwer, eine Pause einzulegen. Viel zu verlockend ist das, was möglicherweise hinter dem nächsten Hügel wartet: Eine neue Ruine zum Auskundschaften, eine neue Quelle für Handwerksmaterialien, eine unbekannte Siedlung mit neuen Quests und vieles mehr. Gerade in solchen Momenten ertappt sich der Spieler, von dem vorgegebenen Weg abzukommen. Das, was er die ganze Zeit eigentlich tun wollte, wird plötzlich ganz beiläufig.



Ein Land der scheinbar unbegrenzten Möglichkeiten. Wohin geht es als Nächstes?


Doch manchmal wirkt es erschreckend ruhig in Biomutant. Dann fragt man sich: „Ist die Welt vielleicht doch etwas zu groß?“ In Momenten wie diesen wünscht man sich eine Begegnung mit einem neuen Monster herbei oder wartet auf ein zufälliges Ereignis, wie es andere Spiele tun. Hier leidet Biomutant dummerweise unter den Limitierungen, die sich das Spiel selbst gesetzt hat. Zwar sieht man hin und wieder einige NPC’s, doch fehlt es an Interaktion oder Dialog miteinander. Es fehlt der Konflikt, die Emotion. Jeder Bewohner der Welt scheint nur mit sich selbst beschäftigt zu sein. Unterhaltungen finden nur zwischen der eigenen Spielfigur und einem einzigen NPC statt. Und die sind, wie bereits gesagt, oft einfach nur ermüdend. „Show, not tell“ sucht man in Biomutant leider oft vergeblich.



Viel Mittelmäßigkeit


Biomutant ist ein Hansdampf in allen Gassen. Es will viel. Und das, was es macht, macht es meistens auch ordentlich. Die Ideen, die beispielsweise in das Kampfsystem eingeflossen sind, bringen den Spieler regelmäßig zum Schmunzeln. Durch Mutationskräfte wird der Boden gefroren und Gegner ins Rutschen gebracht. Die offenen Beine großer Gegner laden dazu ein, durch sie hindurch zu rutschen und im Anschluss dem unachtsamen Tölpel einen vernichtenden Schlag in das Wadenbein versetzen. Wann immer der Bildschirm mit bunten Zahlen und Kommentaren wie „Pow!“ oder „Ka-Booom!“ übersäht wird, macht das Spiel besonders großen Spaß. Mangelnde Möglichkeiten bei der Kameraführung wie eine fehlende Möglichkeit, das Kampffeld durch herauszommen besser überblicken zu können, schmecken besonders dann bitter, wenn ein Feind einem in den Rücken fällt.



Durch Mutationskräfte wird ein Hüpfpilz zu einer Todesfalle für den Feind. Jetzt ist er hilflos und kann unter Beschuss genommen werden.


Tiefgreifende Elemente wie das Kampfsystem sucht man andernorts leider vergeblich. Klingt die Musik anfangs noch lieblich oder heroisch, leidet dieses Medium unter der stark überschaubaren Anzahl an Musikstücken. Durch die Art und Weise, wie Biomutant seine Geschichte abseits den Kämpfen erzählt, nämlich meist mit Dialogen zwischen Held und einem einzigen NPC, wirkt die ganze Erzählung für ein Rollenspiel überraschend unepisch. Es fehlen die Überraschungsmomente, die unerwarteten Wendungen, die dramatischen Cliffhanger, die wirklich interessanten Nebenquests, welche eine weitere, große Geschichte neben der Haupthandlung erzählen. Was Biomutant macht, ist nicht außerordentlich schlecht, aber auch nicht außerordentlich gut. Es ist eben nur mittelmäßig. Das Potenzial ist auf jeden Fall da.



Fazit:


Biomutant erfindet das Rad nicht neu. Es zieht Inspiration aus unterschiedlichen Spielen und kreiert eine bunte, explosive Mischung. Das Kämpfen und Erkunden bereitet großen Spaß, ist unterhaltsam und belohnend. Eine epische Erzählung mit wirklich interessanten Figuren, Quests und Ereignissen sucht man hier vergeblich. Stattdessen ist man einfach nur froh, wenn man sich wieder in die große, offene Spielwelt stürzen kann.


Grafik: 9/10

Musik: 6/10

Geschichte/Charaktere: 5/10

Spielspaß: 8/10


Wertung insgesamt: 70 %



Weitere Bilder: