Döner Vol. 4 - DÖNER KEBAB Alibaba

Wir sammeln alle Infos der Bonusepisode von Pokémon Karmesin und Purpur für euch!

Zu der Infoseite von „Die Mo-Mo-Manie“

„Wer denkt, Mais sei das einzige, was so rauskommt, wie’s reinging, der hatte noch nie das Vergnügen mit Quinoa.“

-Tenzin Gyatso




Seien Sie mir recht herzlich gegrüßt, Freundinnen der gepflegten Kulinarik. Nachdem ich unlängst meinen Wohnsitz verlegt habe, bedeutet das selbstredend, dass es Pflicht ist, sich nach einer neuen Stammdönerbude umzusehen. Mir wurde hier „DÖNER KEBAB Alibaba“ nahegelegt, weil man damit sehr gute Erfahrungen gehabt haben will. Also gut, denk ich mir, dann probieren wir den gleich mal aus.


Situiert ist der Laden auf einer gut befahrenen Hauptstraße im sogenannten Bahnhofsviertel. Da ich selbst einst die These aufgestellt habe, dass die Dönerqualität mit der Nähe zu ÖPNV-Knoten abnimmt, klingeln bei mir natürlich augenblicklich die Alarmglocken. Welche Verbrechen erwarten mich in diesem Laden wohl? Kampieren da bereits 40 Räuber, die mir meine Geschmacksnerven durchtrennen wollen? ...nein, tatsächlich handelt es sich dabei um einen Eckladen 50 m neben Norma, der durch seine 3 Parkplätze besticht. In der Auslage hängt ein Schild „Obdachlose essen hier kostenlos“. Ja, ist auf jeden Fall sympathisch, aber viele findet man in der zergliederten 10.000-Einwohner-Stadt davon sowieso nicht. Das Interieur der Bude ist ein geschmackvolles Potpourri, das Kupferstichelemente, Weltenbummler-Chic und Schlachthausflair vereint. Also keine Ahnung, wer sich dachte „Yaman, Fliesen sehen voll geil aus“, aber ich bin hier in einer Fliesenhochburg, also was erwarte ich überhaupt. Wenn ihr Fliesentische kaufen wollt, könnt ihr hier bei mir anzahlen. Lieferung erfolgt dann in 6 bis 8 Dekaden.



Ich lass mich nicht weiter irritieren, sondern bestelle einen Döner mit Fliesen, äh, Zwiebeln und ohne Tomaten. Schafskäse lass ich an der Stelle aus, weil ich kein Fan bin. Ich bekomme also den Prügel, den ihr rechts seht. Er beinhaltet:



Dr🥚eckiges Fladenbrot

Dönerfleisch (Kalb)

weiße Zwiebeln

Rotkraut

Eisbergsalat

Gurken

Knoblauchsauce

Kräutersaue

Currysauce

Cocktailsauce



Mit 10 Zutaten zählt der Döner hier definitiv zu den komplexeren Vertretern seiner Art. Und als mir vier Saucen – zwei aufs Brot und zwei aufs Gemüse – geschmiert wurden, war ich sichtlich perplex. Keine der Soßen war überdurchschnittlich thicc, also wusste ich bereits, was mich erwarten würde, sobald ich das Teigtäschchen daheim auspacken würde. Und so kam es dann auch, wenn auch in umgekehrter Reihenfolge: Der Döner war dermaßen dicht gepackt, dass kein Weg daran vorbeiführte, dass bei den ersten Bissen links und rechts anständig etwas rausfiel. Ich hatte da Kraut links und rechts Fleisch in Zigarrenbörek-Form, was mich direkt skeptisch werden ließ. Ich hatte bekanntermaßen bereits in der Vergangenheit diverse Döner und nur bei wenigen war das Fleisch dermaßen zusammenhängend, obwohl es mit vertikalen Schnitten vom Spieß getrennt wurde. Und da fiel es mir wie Schuppen von den Augen: Das ist also einer der berüchtigten Hackdöner, vor denen man immer gewarnt wird. Ich unterdrücke die Tränen in den Augen, habe ich doch 4,50 € für dieses Exemplar gezahlt, doch weil Fleisch mit Salz besser schmeckt, probiere ich die zährenbeträufelte Fleischrolle und...ja gut, schmeckt jetzt gar nicht so verkehrt. Die Probleme, die ich hier sehe, sind halt, dass man nie wirklich sicher sein kann, was im Fleisch sonst noch so drin ist, d.h. dass man potenziell minderwertigeres Fleisch zu essen kriegt, und dass es wesentlich schwieriger ist, eine anständige Kruste an das Fleisch zu kriegen, weil es eine viel geringere direkte Oberfläche gibt, an der schöne Maillard-Reaktionen auftreten können. Dass das Fleisch durch ist, daran besteht kein Zweifel, aber so ein bisschen mehr Crisp wäre durchaus wünschenswert, doch dafür ist das Brot umso knuspriger. Hauchdünner Fladen in dreieckiger Form, was ich ja eigentlich so gar nicht mag, aber bei diesem Knusprigkeitsgrad, den auch keine vier Saucen trüben können, sehe ich gerne darüber hinweg. Ein paar Sesamkörner kleben ebenfalls daran. Die sind nicht der Rede wert, aber wohl Pflicht, wenn man den Laden schon Alibaba nennt. Das Fleisch selbst ist nicht sonderlich intensiv vom Geschmack, jedoch in verträglichem Maße gewürzt, sodass immerhin keine Langeweile entsteht. Mehr erwarte ich von Formfleisch sowieso nicht, aber wer den Döner hier bereits abgeschrieben hat, der irrt.


Es geht weiter. Das Gemüse ist sehr frisch, knackig und nicht wässrig. Man verzichtet hier auf kreative Ausreißer, wie Mais oder Karotten, sondern liefert das Standardprogramm: Zwiebeln, Gurken, Tomaten, Kraut und Salat. Durchaus zufriedenstellend. Das Gemüse wurde nicht gesäuert und bringt daher seinen natürlichen, frischen Geschmack in die Speise ein. Ebenfalls hat man hier nicht an Masse gegeizt, sodass sich dieses Exemplar fast schon Gemüsedöner schimpfen dürfte. Sehr zufriedenstellend.


Zur Soße muss man an dieser Stelle wohl wirklich viel sagen, immerhin sind es auch vier verschiedene. Es wirkt, als hätten alle die gleiche Basis, vielleicht griechischer Joghurt mit etwas Mayonnaise, aber da kenn ich mich nicht wirklich aus. Insgesamt schmiegen sich alle Soßen gut um die Zutaten und erweitern das Geschmacksrepertoire entsprechend, ohne den Eigengeschmack der Zutaten zu verfälschen, wodurch der Döner durchaus punkten kann. Scheinbar befinden sich auch Knoblauch- und Cocktailsauce (laut Karte ist es btw keine Cocktailsauce, aber Geschmackstest sagt Cocktailsauce, also halt’s Maul, Lügenpresse-Speisekarte) auf dem Brot selbst und kommen daher direkt mit dem Fleisch in Berührung, wohingegen die „milderen“ Soßen mit Curry und Kräutern um das Gemüse kümmern. Man kennt das Problem ja, dass man bei Döner oft einen Bissen nur mit Gemüse und dann einen nur mit Fleisch hat, aber dank der ausgeklügelten Saucenkombination ist das weniger störend als sogar förderlich, weil man so Zugriff auf noch mehr Geschmacksprofile erhält. Aber natürlich bringt die Menge an Sauce auch das alte Leid mit sich: Je weiter man fortschreitet, desto mehr verabschiedet sich die Sauce zu den Seiten hin, bis man sich fühlt, als habe man sich auf die Hand gewichst. Nicht geil, nicht schlimm, aber Erfahrungen wie diese lassen mich das Urteil fällen: Das ist keine Dönerbude, zu der ich gehen würde. Das ist eine Dönerbude, zu der ich fahren würde, um mir hinterher irgendwo daheim einen Teller und 100 Servietten zu schnappen, die mich beim Verzehr unterstützen.


Also dann. Ich hab aufgegessen und fühle mich gut gesättigt, nicht träge und überfressen, sondern wirklich einfach...satt eben. Von außen wirkt der Döner nicht sonderlich riesig, aber durch die schiere Menge an Stuff, die man in das kleine Dreiecksbrot gepackt hat, kommt eben doch gut etwas zusammen. Dafür zahlt man aber auch 4,50 €. In letzter Zeit haben die Preise international schon wieder gut angezogen, was man neben der Inflation natürlich auch noch mit Corona begründen kann – gerade der ÖPNV-Döner hat hier durch die geringere Anzahl an Fahrgästen deutlich gelitten. Aber ich sag mal wie’s ist: 4,50 € für ‘ne sättigende, warme Hauptmahlzeit ist jetzt wirklich okay. Da ich aber direkt mit der Konkurrenz vergleichen muss und man hier Hackdöner kriegt, bin ich jedoch nicht ganz zufrieden. Ambiente im Laden ist ‘ne Katastrophe, weshalb ich froh bin, dass ich in 5 Minuten mit dem Auto daheim bin, wo’s schön ist, weil bei sterilem Licht im gefliesten Raum, der außerdem super schlecht aufgeteilt ist, würd der Döner bestimmt schlechter schmecken. 1,5 Sterne für Aesthetics, 2,5 Sterne für Preis, 2 Sterne für Allgemeines also.


So, nun zur dreigeteilten Bewertung des Döners selbst, die ich mir letztes mal zurechtgelegt hab:


Fleisch: 2 Sterne (okayer Geschmack, aber qualitativ leider nicht herausragend)

Brot/Soße: 4.5 Sterne (echt lecker, Saucen könnten ein bisschen dicker sein, das Brot performt gut)

Gemüse: 4 Sterne (frisch und lecker, aber nix Ausgefallenes und rote Zwiebeln wären cool gewesen)


Komme insgesamt also auf einen Schnitt von 3.5 Sternen, was in Gourmetmeinung so roundabout 6.6/10 Punkte ergibt. Kann man schon essen, aber werde mich ewig schämen, dass ich ‘nem Hackdöner ‘ne gute Bewertung gegeben hab. Habe die Ehre.


Hier könnt ihr btw die letzte Döner-Review nachlesen.