Immer diese asozialen Geimpften

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Es ist ein altbekannter Kniff jeder Person, die eine Diskussion als verloren glaubt und aber nicht verlieren will (verloren hat sie eigentlich schon dadurch, dass sie bei Diskussionen in Termini von „verlieren“ und „gewinnen“ denkt), das Thema verschiebt, und das Internet hat diesen Trend natürlich nicht hervorgebracht, wohl aber wurde er im Internet kultiviert und gefördert. Die wiederum beliebteste Variante dieses argumentativen Missgriffs ist die Kombination aus Strohmann und Vorwurf bei gleichzeitigem Wechsel auf die Meta-Ebene, und meist sieht das also so aus, bei den anderen Personen eine Beleidigung hineinzuinterpretieren, die es nie gab, und sie sich dafür und ihre Ausdrucksweise rechtfertigen zu lassen, anstatt das eigentliche Thema weiter zu verfolgen.


Drum lässt sich im Corona-Thema nunmehr wirklich keine Diskussion anfangen, die sich um die Sinnigkeit, um nicht zu sagen, Notwendigkeit der Impfung dreht, ohne dass Leute auf den Plan treten, die sich darüber aufregen, dass Ungeimpften die alleinige Schuld an der mittlerweile wieder erfolgenden Ausbreitung des Corona-Virus gegeben würde, ohne dass auch nur im Entferntesten eine derartige Anschuldigung getätigt wurde – obwohl die Faktenlage zumindest hergibt, dass Ungeimpfte sowohl bei Neuinfektionen als auch bei Hospitalisierungen schwer überrepräsentiert sind, was, es muss wohl leider dazugesagt werden, nicht bedeuten soll, dass Ungeimpften die Alleinschuld zukomme, wohl aber bedeuten kann, dass eine Teilschuld vorhanden ist, die sich in einer unübersichtlichen und komplexen Gesellschaft freilich auch wieder ein wenig umverteilen lässt, etwa auf die Politik, die Impfzentren schließt und eher schwächelnde Impfkampagnen fährt, aber nun einmal in dieser auch individuelle Entscheidungen beinhaltenden Thematik schlicht nicht als allumfassender Sündenbock herhalten kann. In dem sozialen Gefüge unserer Gesellschaft Individuen auf ihre moralische Verantwortung hinzuweisen, ist allerdings mittlerweile so verpönt, dass jeder Versuch in dieser Richtung schon persönlicher Angriff ist, und wäre das Mülltrennen nicht schon so etabliert, es würde auch hierdrum noch ein Kleinkrieg ausbrechen, in dem die eigene Rücksichtslosigkeit als Freiheit verteidigt würde. Und dass in einer Online-Diskussion (oder gar einer Talkshow) nach einer Rechtfertigung der eigenen Meinung gefragt wird, ist natürlich auch nur der nächste Gipfel der Unverschämtheit.


Indes die Ablenkung hier nicht endet, sondern, wie könnte es auch anders sein, in das Gegenteil dessen umschlägt, was denjenigen, die auf den Nutzen der Impfung hinweisen, vorgeworfen wird, also in die tatsächliche Anschuldigung, dass nicht die Ungeimpften, sondern in Wirklichkeit die Geimpften die Schuld an allem tragen, denn schließlich, das lehren uns gelegentlich berichtete Fälle von Feten oder Urlauber*innen, handelt es sich bei den Geimpften ja um eine hemmungslos hedonistische Gruppe, um rücksichtsloses Partyvolk, das in der Illusion hundertprozentigen Impfschutzes auf alle Maßnahmen und Hygienevorschriften scheißt, an die die Ungeimpften sich aber natürlich in vollem Bewusstsein über die Tatsache, dass sie ohne Impfung sich selbst und andere gefährden (das aber anscheinend nicht ausreicht, sich impfen zu lassen), stets peinlich genau halten. Dass hier die Politik, die Maßnahmen und Beschränkungen lockert und ihre Wichtigkeit zu kommunizieren versagt, mit einem Mal nicht auch nur der Hauch einer Schuld, die stattdessen ganz den Geimpften gehört, trifft, muss dabei wohl nicht mehr extra erwähnt werden.


Gegenüber dieser Vorstellung könnte nun natürlich auf die Zahlen verwiesen werden bzw. auf den bereits oben erwähnten Fakt, dass Ungeimpfte aber offenbar trotz aller Vernunft und geringer Gruppengröße die meisten Infektionen und Hospitalisierungen ausmachen und somit anzweifeln, ob dieses Bild von Geimpften und Ungeimpften so ganz korrekt sein kann, aber vielleicht ist das zu kurz gedacht und die eigentliche Erkenntnis liegt ganz woanders, nämlich darin, dass der Impfstoff offenbar sogar so wirksam ist, dass er selbst die immense Rücksichtslosigkeit der Geimpften und das geradezu supererogatorische Verhalten der Ungeimpften noch mehr als ausgleichen kann.



In einfachen Worten: Mensch, muss diese Impfe gut sein.

Kommentare 2

  • Das ist aber keine schöne Symmetrie der Sätze pro Absatz. Wir haben 2-3-2 (bis hier hin sehr gut), dann aber 1-1. (Dass übrigens ein Viertel deiner Punkte (inkl. Doppelpunkt) gar keinen Satz beenden ist auch faszinierend.)

    Aber wenn man es dann geschafft hat, die Aussage aus den Nebensätzen zusammenzubasteln, erhält man einen sehr interessanten Artikel :3

    Gefällt mir 1 Danke 1