#intotheunknown - Vorbereitung und Tag Null

Wir sammeln alle Infos der Bonusepisode von Pokémon Karmesin und Purpur für euch!

Zu der Infoseite von „Die Mo-Mo-Manie“

108991-a301fd0d.jpg

Edinburgh Fringe Festival 2018
#intotheunknown


Vorbereitung und Tag Null

Vor fünf Jahren – ich war damals noch Schüler der 12. Klasse – kam unsere Lehrerin für Darstellendes Spiel zu uns und erzählte uns vom Fringe in Edinburgh, Schottland. Dabei handelt es sich um das weltweit größte Kulturfestival. In einem Zeitraum von etwas weniger als einem Monat verwandelt sich nahezu alles in dieser Stadt in eine Bühne. „Nahezu alles“ ist dabei durchaus wörtlich zu nehmen, denn nicht nur die Klassiker wie Schauspielhäuser und Kneipen bieten Darstellern eine Bühne, auch Fotostudios, Hotelzimmer, Hörsäle und Klassenzimmer und sogar Wohnzimmer lassen jedes Jahr im August Künstler und Zuschauer ein; und ich bin mir sicher: Wer lange genug sucht, wird sogar auf einer öffentlichen Toilette irgendein Schauspiel finden. Das angebotene Spektrum ist dabei so weitreichend, wie die Vielfalt der Venues selbst: Von klassischem Schauspiel, experimentellem, Comedy, Musik und artistischen Einlagen ist so ziemlich alles vertreten, von dem man sich irgendwie denken könnte, es könnte mehr als eine Person interessieren. Der Spruch „Bretter, die die Welt bedeuten“, schien nie so passend, wie auf diesem Festival.

Selbstverständlich war unser Zwölfköpfiger Kurs sofort Feuer und Flamme und etwa sechs Wochen später saßen wir alle im Flugzeug.

Diese Kursfahrt war mit Abstand die beste Klassenfahrt während meiner Schullaufbahn und Jahre später erzähle ich noch immer davon, wie toll und einzigartig dieses Festival ist – von der wunderschönen Stadt Edinburgh einmal ganz abgesehen. 2018 war es also höchste Zeit, dorthin zurückzukehren.

Ende Februar setzte ich mich daher mit meinem guten Freund Lennart aus Berufsschulzeiten zusammen, welcher sich ebenso schnell begeistern ließ, wie es damals bei mir der Fall war. Ein halbes Jahr vorher konnten wir sogar noch halbwegs günstige Flüge finden und auch die Unterkunft war schnell auserkoren: Ein Studentenwohnheim – ziemlich nah am Stadtzentrum – stellte im fraglichen Zeitraum seine Zimmer für Touristen zur Verfügung. Wunderbar!

Fast Forward zum 5. August 2018: Einige Stunden vor Abflug kamen wir bei sommerlich warmen Temperaturen am Flughafen an, ich mit 500 £ in den Taschen, die nur für Theaterkarten und Essen vorgesehen sein sollten – Unterkunft und Flüge hatten wir bereits vorab gezahlt.

Da Flughafenaufenthalte meistens so unspektakulär wir eine Tütensuppe sind, werde ich diesen Teil etwas abkürzen: Gepäck einchecken, Sicherheitskontrolle, rein in den Flieger, hoch in die Luft, Landung, Passkontrolle, Gepäck abholen und da waren wir: Edinburgh, genauer gesagt Ingliston (nicht zu verwechseln mit Islington in London!). Mit Uber ging es zu unserer Unterkunft und da unser Fahrer ziemlich schweigsam war und sich nicht für Small-Talk begeistern ließ, schweiften unsere Blicke aus den Fenstern und Lennart begriff schnell, weshalb ich diese Stadt so wunderschön finde. Während in Deutschland besonders hell gestrichener Putz, Beton oder Fachwerk das Stadtbild zieren, dominieren in Edinburgh bräunliche Steinbauten, oftmals kunstvoll verziert. Je näher man dem Stadtzentrum kommt, umso dichter stehen die Häuser und werden immer verwinkelter, bis die Stadt einem einzelnen großen Gebäude mit unzähligen Anbauten, Gassen und Geheimnissen gleicht. Es fällt nicht schwer nachzuvollziehen, wo J.K. Rowling ihre Inspiration für die Harry Potter Romane herausgesogen hat, doch dazu später mehr.

Unsere Unterkunft war schnell gefunden, der Check In ziemlich einfach und das Zimmer… Nun das „Doppelzimmer“ bestand aus einem etwas breiterem Bett mit zwei Kissen und einer großen Decke. Nichts für Leute mit Berührungsängsten, aber hey: Bei meinem letzten Trip nach Schottland haben wir uns zu viert eine Zeltkabine geteilt, dagegen war das hier reiner Luxus. In dem Apartment außerdem enthalten waren eine Gemeinschaftsküche, ein kleines Bad mit Dusche und eine separate Toilette, die wir uns mit vier anderen Zimmern teilen würden.

Doch mit dem Untersuchen unserer Unterkunft, die wir voraussichtlich sowieso nur zum Schlafen nuten würden, wollten wir uns gar nicht lange aufhalten. Raus! Raus, in diese wunderschöne Stadt! Mittlerweile war es 21 Uhr Ortszeit, was macht man am besten zu dieser Uhrzeit in einer fremden Stadt? Richtig! Man besucht einen der zahlreichen Pubs und kommt mit den Leuten ins Gespräch, um sich einen schnellen Überblick über die Stadt zu verschaffen. Bereits auf dem Weg dorthin, trafen wir eine Darstellerin, welche uns für ihr Horrorstück „The Devil You Know“ zu begeistern versuchte – wir packten es auf unsere Liste sehenswerter Stücke, die im Verlauf des Aufenthalts immer länger werden sollte.

Außerdem besorgten wir uns einen Programmkatalog des Festivals, welche zu dieser Zeit überall in der Stadt kostenlos ausliegen. 108990-00cb09a5.pngAuf 450 (!) Seiten findet man jede Veranstaltung, inklusive Kurzbeschreibung, Aufführungszeitraum und Bild. Außerdem enthalten ist ein Stadtplan, auf dem alle der grob geschätzt über 300 Venues eingezeichnet sind. Im Jahr 2013 war dieser Katalog unser treuester Begleiter, um unseren Weg durch die Stadt zu finden. Dank Abschaffung der Roaminggebühren konnten wir uns hingegen dieses Jahr auf die kostenfreie Fringe-App und Google Maps verlassen (hoffentlich wird das auch noch nach dem Brexit funktionieren).

Schnell hatten wir dann auch einen netten Pub gefunden (die findet man hier wirklich an jeder Ecke), eine kleine Bar im Keller mit dutzenden Biersorten. Schnell kamen wir mit dem Barkeeper ins Gespräch, welcher uns ein paar Dinge über die Stadt erzählen konnte. Die Wände waren außerdem mit den Plakaten der Fringe-Shows tapeziert, wortwörtlich. Da unsere Mägen allerdings knurrten und es in dieser Bar keine Küche gab, verabschiedeten wir uns nach einem Pint und begaben uns wieder in die Nachtluft Edinburghs. Wir fanden die Royal Mile, eines der Herzstücke des Festivals, mitten in der Altstadt. Ein Straßenkünstler gab hier seine Balance- und Jonglierfähigkeiten zum Besten und irgendwann hatten wir dann auch in einer kleinen Seitengasse (gefühlt sind 90% der Straßen hier „kleine Seitengassen“) ein italienisches Restaurant gefunden, das tatsächlich noch geöffnet hatte (ich weiß, seltsame Wahl der Küche, doch die schottische Kochkunst ist nun wirklich nicht jedermanns Sache).

In der Zwischenzeit hatte ich außerdem den Kontakt zu einer alten Bekannten („J.“) hergestellt, welche auf die gleiche Schule wie ich ging und ein paar Jahre nach unserem Kurs ebenfalls das Fringe-Festival besuchen durfte. Dieses Jahr war sie zum Arbeiten und Flyern hergekommen. Sie gab uns ihren Standort durch (lediglich 900 Meter entfernt) und nach dem Essen trafen wir uns im Pleasance Courtyard: Der Hinterhof eines Gebäudekomplexes‘, welcher während des Fringe zum Schauplatz etlicher Shows wurde, in verschiedensten Räumlichkeiten. Dort ließen wir den Abend gemütlich ausklingen, Veranstaltungen besuchten wir keine mehr, doch J. und ihre Kollegen konnten uns einiges empfehlen und so waren wir voller Vorfreude auf die Tage, die uns bevorstanden, als wir irgendwann nach zwölf Uhr müde ins Bett fielen.