Änderungen in Pokémon für die westliche Welt

Im Jahr 1996 ging in Japan das erste Pokémon-Gameboyspiel über die Ladentheke. Seitdem haben es die bunten Taschenmonster weit gebracht. Sammelkarten wechseln auf einem französischen Schulhof ihren Besitzer, Ash und seine Gang flimmern um die Mittagszeit in Brasilien über eine Mattscheibe, in Indonesien wird der Rainbow Cup ausgetragen. Kurzum: Die Marke Pokémon hat es mittlerweile in aller Herren Länder geschafft.


Wir wollen an dieser Stelle nicht von „Und hier fangen die Probleme an“ reden, sondern vielmehr eher von „kulturellen Unterschieden“. Klar ist: andere Länder, andere Sitten. Um die westliche Zuschauerschaft besser anzusprechen, wurden Spiele, Anime usw. im Laufe der Zeit immer wieder etwas angepasst - mal mehr, mal weniger. Während manche Änderungen logischer erscheinen (zum Beispiel Namen von Figuren oder Orten), lassen andere Anpassungen nur ein unverständliches Schulterzucken zurück (beispielsweise Änderungen bei Speisen und Getränken).

Nach über 20 Jahren ist die Liste lang; zu lang, um hier jedes einzelne Detail aufzuzählen. Darum wollen wir euch hier auf die eher größeren, bekannteren und manchmal auch umstritteneren Änderungen aufmerksam machen.


Das Kreuz mit dem Namen

Lokalisierer übersetzen. Sie sorgen dafür, dass auch Spieler auf der anderen Seite des Globus die Texte und Sprache des Entwicklerlandes verstehen. Dabei kommt es leider vor, dass beispielsweise der Humor verloren geht oder eine Redewendung verfremdet wird.

Es ist kein Geheimnis, dass in einigen Produkten aus Fernost auch Namen lokalisiert werden. Dabei kann es vorkommen, dass eine tiefere Bedeutung schneller auf der Strecke bleibt als beim japanischen Original. So wird in Pokémon aus Suiren (Seerose) in der deutschen Übersetzung Tracy. Mit ein wenig Wikipedia lassen sich aus Tracy wieder die Seerosen herleiten (Tracheophyta - Wasserpflanzen, wie beispielsweise Seerosen). Manche Übersetzungen schaffen ganz besondere Namenskreationen. Eine Namensvetterin von Misty (vom englischen Mist = Nebel) wird man in der realen Welt beispielsweise lange bis vergeblich suchen, während das japanischsprachige Original „Kasumi“ (Nebel oder Dunst) ein geläufiger Name ist.


Auch die meisten Pokémon erhalten Teil eine Lokalisierung. Während beispielsweise Pikachu immer Pikachu geblieben ist, wurden Pokémon wie Magmar (im Original Boober) völlig neu getauft. Peinlich in diesem Zusammenhang ist, wenn Pokémon plötzlich unter einer Identitätskrise leiden, wie beispielsweise Tauboss im ersten Pokémon-Kinofilm, welches von seinem Trainer Tauboga gerufen wird.


Geld - die Wurzel allen Übels

Geld stinkt bekanntermaßen nicht, sorgt aber bei manchen Leuten tagtäglich für Kopfzerbrechen. In der Welt von Pokémon ist Geld natürlich nicht wegzudenken. Die Währung lautet Pokédollar … oder etwa nicht?

Pokédollar (oder in der englischsprachigen Lokalisierung Pokémon Dollar) ist das uns bekannte Zahlungsmittel. Dabei handelt es sich um eine fragwürdige Kreation, um sich von der japanischen Kultur zu distanzieren. Denn der Wert des dortige Zahlungsmittel Yen (¥) lässt sich leicht auf den Wert von Waren und Dienstleistungen in der Pokémon-Welt übertragen.

Während man in den Spielen beinahe pausenlos mit uns bekannten Pokédollarn in Berührung kommt, distanziert man sich im Anime im Großen und Ganzen von Zahlungsmitteln. In der ersten Staffel wird der Zuschauer noch vergleichsweise oft mit Geld konfrontiert. So flucht Jessie in der Episode „Die verlorene Seele“ (Staffel 1, Episode 20), dass sie keinen Pfennig finde, bevor James ein Ein-Cent-Geldstück aufsammelt. Im japanischen Original ist diese Münze ein 5-Yen-Stück. In der Folge „Showdown in Marmoria City“ machte man es sich vergleichsweise einfacher und änderte auf einer Rechnung das Yen-Symbol in ein Dollar-Symbol. Mit $11.500 statt ¥11.500 war das eine der teuersten Mahlzeiten in der Geschichte von Pokémon - oder mit anderen Worten: ein Wucher.


Reismarmelade? Marmeladenreis?

Nicht nur Liebe, sondern auch Kultur geht durch den Magen. Die Regionen in der Welt von Pokémon sind von Landstrichen in der realen Welt inspiriert; und die meisten davon liegen natürlich in Japan. Es ist daher wenig verwunderlich, dass es auch die japanische Küche in die Pokémon-Welt geschafft hat.

Auch hier kommt es einmal wieder regelmäßig zu Änderungen. Die traditionellen Onigiri (in der westlichen Zivilisation besser bekannt als Reisbällchen) haben wiederholt Auftritte im Anime. Nur selten werden sie in der westlichen Synchronisation aber auch so genannt. Stattdessen bricht man sich regelrecht beide Beine aus, um sich von Reisbällchen zu distanzieren. So wird aus dem Snack aus Fernost gerne mal ein Sandwich, Kekse oder Doughnuts.

Sogar das Bildmaterial wurde in der Vergangenheit angepasst, um die bloße Existenz von Reisbällchen aus der Serie zu tilgen. In der Episode „Weniger ist manchmal mehr!“ wird zum Beispiel ein Reisbällchen auch optisch zu einem Sandwich. Für echte deutsche Küche wie Pfälzer Saumagen oder Eisbein mit Sauerkraut hat es bei dem ganzen Kraut und Rüben rund ums Essen (leider) noch nicht gereicht, dafür aber mit Internet-Meme.


Was gibt’s sonst noch?

Was es sonst noch so gibt? Einiges! Wie aber bereits oben erwähnt, wäre es einfach zu viel, alles aufzuzählen. Daher hier in aller Kürze noch ein paar Juwelen.

  • Zu viel nackte Haut zeigt Misty in der japanischen TCG-Karte „Misty’s Tears“, weshalb diese Karte im Westen eine dezentere Fassung erhielt. Man beachte in der neuen Variante den blauen Streifen an Misty’s rechten Schulter, der das Vorhandensein von Badebekleidung andeutet. Ob Schiggy etwas unter oder über seinem Panzer trägt, ist der Fantasie überlassen.

  • „Pokémon - Der Film: Mewtu gegen Mew“ wurde in der westlichen Fassung mehrfach geändert. Nicht nur verzichtete man auf Mewtus erstes Erwachen in einem früheren Stadium seiner Entwicklung und damit einen Einblick auf den tragischen Verlust seiner geklonten Freunde (mehr dazu in unserem Artikel über Zensur und nicht gezeigte Szenen). Auch enthielt die Urfassung keine Musik von Christina Aguilera oder M2M. Des Weiteren wurden mehrfach Dialoge angepasst. Zum Beispiel spricht Mew in der westlichen Fassung darüber, dass wahre Stärke vom Herzen komme, während im japanischen Original Mew über die Unterlegenheit der Klone gegenüber den Originalen redet.
  • Die Kimono-Girls, die Tänzerinnen aus Teak City, haben ihre im Großen und Ganzen ihre originalen japanischen Namen behalten. Seltsamerweise erhielt aber Sakura, die im japanischen Original Sakura heißt, einen anderen Namen. Möglicherweise ist dies auf die Übersetzung des Namens „Kirschblüte“ und dem damit verbunden Alkohol, der beim Kirschblütenfest ausgeschenkt wird, zurückzuführen (?). Weitere Änderungen sind - warum auch immer in anderen Lokalisierungen wie im Englischen und Französischen zu finden. Hier ist denkbar viel Spielraum für Spekulation.
  • Mit Miniröcken hat man es in Pokémon auch nicht einfach. In einer TCG-Karte von Sleima könnte man dem Gift-Pokémon unterstellen, von seinem Versteck unter einem Gulli-Deckel aus einer vorbeilaufenden Dame aufs Höschen zu schauen. In der zweiten Generation erhielt außerdem der Pixel-Sprite der Schönheit-Trainerin eine sichtbar längere Hose als zum japanischen Original.

  • Auch für Alkoholiker scheint die Pokémon-Welt ein raues Pflaster zu sein. Fans der ersten Stunde erinnern sich vielleicht noch an den älteren Herren, der ihnen in Vertania City den Weg zum Vertania-Wald versperrt hat. Der Grund: Er hatte noch keinen Kaffee. Im japanischen Original blockiert er stattdessen einfach nur sturzbetrunken die Straße. Die Anzeichen von Alkohol werden auch in weiteren Medien getilgt. So werden aus den wenigen Weingläsern normale Gläser und die Farbe von Flüssigkeiten geändert.

Bildquellen:

[1] Screenshots aus Anime-Folge 5: http://dogasu.bulbagarden.net/comparisons/kanto/ep005.html, zuletzt abgerufen am: 13. November 2019

[2] Screenshots aus Anime- Folge 394: https://bulbapedia.bulbagarden.net/wiki/Rice_ball, zuletzt abgerufen am: 13. November 2019

[3] Rocko-Meme: https://knowyourmeme.com/memes/brocks-jelly-doughnuts, zuletzt abgerufen am: 13. November 2019

[4] Misty's Tears-Sammelkarten: https://www.ranker.com/list/po…n-america/mariel-loveland, zuletzt abgerufen am: 13. November 2019

[5] Sleima-Sammalkarten: https://www.ranker.com/list/po…n-america/mariel-loveland, zuletzt abgerufen am: 13. November 2019

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