Veganismus & Anarchismus - Gesellschaftlicher Konsens

Anarchie ist die ideologische Vorstellung, in einer Welt ohne Zwangshierarchien, Klassensysteme, Kapitalismus und Geld zu leben. Einer Welt, in der die individuelle Freiheit das höchste Gut darstellt und jede Person sich ohne Fesseln und der Abhängigkeit von finanzieller Vergütung frei entfalten kann. Eine solche Welt kann nur hervorgebracht werden, wenn Staat und Kapitalismus abgeschafft werden. Kapitalismus und der Staat arbeiten beinahe nahtlos um Macht, Einfluss und monetäre Güter in den Händen weniger zu konzentrieren. Kapitalismus ist ein System, in dem die Produktionsmittel in den Händen privater Businessleute gehalten werden. Kapitalismus hat das Endziel des Monopols - und das Mittel, um dieses Ziel zu erreichen, ist endloser Wachstum des monetären Wertes der Firma. Große Firmen deklassieren kleine Firmen - sie können riesige Summen in Werbung investieren, Kosten für den Konsumenten senken, die aber leicht absorbiert werden können, da eine noch größere Konsumentengruppe durch Werbung angezogen wird. Habt ihr nicht mal hinterfragt, warum die Kartoffeln beim Laden eures Vertrauens exorbitant teurer sind als beim Lidl? Oder warum es kaum noch kleine Läden überhaupt gibt? Die Antwort dürfte auf der Hand liegen. Kapitalismus verlangt also endlosen Wachstum - dass das auf einem Planeten mit endlichen Ressourcen... leicht schwierig wird, ist auch nicht schwer zu erraten. Die Tatsache, dass es verschieden Länder und Völker gibt, ist für Kapitalisten vorteilhaft: es gibt nämliche reiche und arme Länder, somit auch reiche und arme Völker. Kapitalisten sehnen sich, den meisten Profit aus den niedrigsten Investitionen zu erschlagen. Dies wird am leichtesten zur Realität, indem arme Länder und Völker, die noch zuvor von reichen Ländern und Völkern ausgeraubt und geknechtet wurden, jetzt an reiche Länder (und somit Kapitalisten) billig exportieren, denn auch in armen Ländern ist die größte Sorge der Arbeiter, die Familie und sich selbst zu ernähren. Kapitalisten finanzieren Politiker, die dann für Gesetze stimmen, die den Kapitalisten zugute kommt, etwa niedrige Steuersätze, Zolltarife und die Erhaltung des Mindestlohns, der unter der menschlichen Würde ist. Als letzter Tropfen verursacht Kapitalismus alle paar Jahrzehnte tiefe Finanzkrisen und gewisse Menschen können sich als Finanzexperten preisen, weil sie den sowieso unausweichlichen Crash prophezeit haben.


Anarchisten lehnen diese Konzepte ab, da sie Menschen ihrer fundamentalen Freiheiten berauben und Hierarchien schaffen, in denen gewisse Menschen wertvoller sind als andere. Ganz wortwörtlich "wertvoll", denn in einer kapitalistischen Gesellschaft der Wert des Menschen anhand des Portemonnaie bestimmt wird. Romantisierungen wie "nicht alles dreht sich um Geld" sind Wunschvorstellungen, denn die Welt dreht sich um Geld. Ich lehne dieses Weltbild ab. Der einzige Weg, der Weltbevölkerung die Möglichkeit zu geben, ihre Träume zu verwirklichen, ist es, die Welt so zu formen, dass egalitäre Ergebnisse geliefert werden. Durch Jahrzehnte andauernde Propaganda hat sich ein äußerst negatives Bild zur Anarchie gebildet, in dem Häuser und Autos angezündet werden und Gesetzlosigkeit herrscht. Anarchie könnte nicht weiter weg davon sein. Anarchie ist nicht die Freiheit von Regeln, sondern die Freiheit von Herrschern. Anarchisten sehen eine Welt vor, in der Menschen auf freiwilliger Basis zusammenarbeiten um die Gesellschaft aufrecht zu erhalten. Daher auch die Ablehnung von Kapitalismus und Staat - weil sie fundamentale Methoden der Ausbeutung und Knechtschaft darstellen.


Diese Haltungen lehnt der Veganismus ebenfalls ab. Veganismus als Bewegung/Ideologie war schon immer ethisch basiert mit dem Grundpfeiler, dass Ausbeutung und Knechtschaft nicht okay sind. Der Unterschied ist, dass Veganismus die gleiche Freiheit nicht nur für Menschen vorsieht. Ich habe bereits mehrmals darüber geschrieben, dass Tiere unnötig von Menschen ausgebeutet werden und sich durch eine Zwangshierarchie unterdrückt, in der eine Spezies (wir) ohne wenn und aber entscheidet, über die Leben, Gefühle und Bedürfnisse einer jeden anderen Spezies hinweg entscheiden zu dürfen. Wir halten Tiere gefangen, entscheiden über ihre Zukunft, missbrauchen sie teilweise aus den niedrigst vorstellbaren Motiven (beispielsweise Zwangsschwängerungen sowie die Trennung von Müttern und Kindern mit Abschlachtung als Ende). Und natürlich last but not least, wir essen sie. Damit wir uns nicht falsch verstehen: nichts kann das in der heutigen Welt rechtfertigen. Die Menschheit produziert mehr als genug Nahrung um jeden satt zu machen, ohne dabei Rücksichtslos mit anderen Lebewesen umzugehen.


Insgesamt lässt sich feststellen, dass Veganismus und Anarchismus sich überlappen: die grundlegende Ablehnung von Unterdrückung steht beiden groß auf der Stirn geschrieben. Sie unterscheiden sich insofern, wem Freiheit vor Unterdrückung zusteht. Darum sehe ich veganen Anarchismus als „best of both worlds“. Als ich das mit diversen wannabe-Anarchisten diskutierte, kamen oft Antworten „ICH habe im Anarchismus die Freiheit, alles zu essen, was ich will“. Diese Menschen verstehen den Kern des Problems nicht. Tierkonsum ist gesellschaftlicher Konsens - er soll geändert werden. Solche Antworten sind so reaktionär wie „MEIN FLEISCH“ und ignorieren jegliechen Zusammenhang zwischen ethischen Vorstellungen und konträrem menschlichen Verhalten.


Stop accepting the system that exploits you. And stop the system where you exploit others. Vivè la revolution.

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