Was in der aktuellen Story der ZEIT an Stimmen über den Sturm auf das Reichstagsgebäude zu lesen ist

Meine Mitbewohnerin hat irgendwann mal den Fehler gemacht, die ZEIT zu abonnieren. Dann ist sie ausgezogen. Doch obwohl sie der Zeitung ihre neue Adresse mitgeteilt hatte, flattert jeden Donnerstag bei mir ebenfalls ein Exemplar in den Briefkasten. Ich werde diese Zeitung nicht los, sie wird mich auf ewig verfolgen.

Aber machen wir einfach das Beste daraus: Diese Woche hat die ZEIT eine Story über den Sturm auf das Reichstagsgebäude abgedruckt, in der sie die armen Betroffenen zu Wort kommen lässt, sprich: Die, die das mit dem Stürmen versucht haben. Aber lest selbst:


„Tut mir leid, mit der Lügenpresse rede ich nicht. Sie haben das damals am Reichstag alles falsch dargestellt, das war eine friedliche Demonstration und nur weil wir die Regierung enthaupten wollten, drehen gleich wieder alle am Rad.“

- Heinz T., 43


„War halt einfach geile Atmosphäre damals, nette Leute, tolle Musik, starke Drinks, harte Drogen, guter Sex. Jederzeit gerne wieder!“

- Melinda S., 19


„Ich finde, es muss Leuten wie mir etwas mehr Verständnis entgegengebracht werden. Ich wollte das alles eigentlich gar nicht, ich bin da einfach irgendwie hineingeraten. Wer hätte ahnen können, dass die Leute mit den Reichskriegsflaggen keine aufrechten Demokraten waren? Und ehe ich mich versah, war ich da halt auf der Treppe und habe aus Versehen einem Polizisten ‚Sieg Heil‘ ins Gesicht geschrien. Und dafür soll ich jetzt verurteilt werden?“

- Gerd G., 38


„Ich habe damals einen Fehler gemacht, bereue das inzwischen sehr und habe für die Zukunft daraus gelernt. Nächstes Mal nehme ich Schusswaffen mit!“

- Trude S., 49


„Dass der deutsche Staat mich verurteilen will, ist absolut lächerlich, da es ihn gar nicht gibt. Genau darum ging es doch damals, ihr Vollheinis!“

- Manfred F., 43


„Es war damals eben ein ziemlich bunter Haufen mit ganz verschiedenen Intentionen. Da kann natürlich niemand sagen, wer da jetzt wirklich für was verantwortlich war. Aber nächstes Mal werden wir deutlich machen, dass wir es mit der Revolution wirklich ernst meinen und das auch geschlossen durchsetzen. Die Milizen werden gerade schon ausgebildet, während ich hier mit Ihnen spreche.“

- Dieter J., 52


„Wenn ich an mein Verhalten und das der anderen damals zurückdenke, möchte ich mich einfach nur selbst ohrfeigen. Das waren drei Polizisten. Drei! Wir waren hunderte! Wir hätten die locker schaffen können! Und statistisch gesehen war einer von denen sogar eigentlich auf unserer Seite! Echt, ey! Aber manchmal sieht man halt den Wald vor lauter Bäumen nicht …“

- Elisabeth A., 33


„Ich war damals gar nicht dabei. Die Sache ist nämlich die: Ich hätte eigentlich an dem Tag als Polizist Dienst am Eingang zum Gebäude gehabt. Aber ich war krank und ein Kollege ist für mich eingesprungen. Wenn ich an diesen Zufall denke … Es fühlt sich gruselig an. Wäre ich an diesem Tag zum Dienst gegangen, hätten wir endlich diese Verräterregierung aus den Ämtern fegen können. Tja, schade.“

- Karl U., 28


„Seit der Sache damals gehen mir Bekannte aus dem Weg, mein Geschäft ist schlechter besucht, meine Kinder haben sich von mir abgewandt. Aber wenn die Regierung dadurch versteht, dass es so nicht weiter geht, ist es mir das wert.“

- Felix Z., 64


„Ich richte Ihnen hiermit von meinen Eltern aus, dass sie ihre Anwesenheit bei den Ereignissen nicht kommentieren möchten. Und mir reicht es ehrlich gesagt auch langsam! Ständig wird meine Familie mit diesen ollen Kamellen belästigt, dabei liegt das ewig in der Vergangenheit und ich für meinen Teil habe mit der ganzen Scheiße von damals nun wirklich gar nichts mehr zu tun!“

- Linda W., 2

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