Das Regenwolkenmädchen

Hier wie in meinem letzten Blogpost angekündigt die überarbeitete Version vom Regenwolkenmädchen. Ich hoffe, sie gefällt euch ^-^






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Das Regenwolkenmädchen


»Woraus sich schließlich ableiten lässt, dass Wünsche in ihrer Reinform die ursprüngliche Antriebskraft menschlichen Verhaltens sind. Mit ihnen verbunden wird oft die Willenskraft, die «

Ich sah gelangweilt von meinem Buch auf, da gerade zwei Mädchen durch den Eingang die Bibliothek betraten und die sägende Ruhe durchbrachen. »Ich hasse dieses Wetter«, zischte die eine flüsternd zur anderen, als sie ihren vor Nässe völlig durchweichten Anorak auszog und ihn an einen Haken hängte, wo er sich munter daransetzte, den Teppich unter sich zu bewässern. »Ich glaube, es hat seit Semesterbeginn keinen Tag gegeben, an dem es nicht geregnet hat!«

Die andere nickte ihr zu, verhielt sich allerdings deutlich leiser. Beide waren Kommilitoninnen von mir und als sie mich sahen, winkten sie mir kurz zu, schritten dann aber davon in einen hinteren Teil der Bibliothek. Ich wollte mich – na ja, eher musste ich mich – wieder meinem kitschigen Buch zuwenden, doch nach ein paar Sätzen öffnete sich die Tür erneut und mein unkonzentriertes Gehirn hieß jede Chance auf Ablenkung willkommen.

Beim Aufschauen bemerkte ich, dass die Sitzplätze schon größtenteils besetzt waren und mein Tisch als einziger noch leer war, zumindest, wenn man von meiner eigenen hageren Gestalt und dem bescheidenen einen Buch vor mir absehen konnte. Das Mädchen, das meine Konzentration durchbrochen hatte, verhielt sich sehr ruhig. Sie legte ihre Jacke ab und schlich dann leise zwischen den Regalen umher. Nach kurzer Zeit hatte ich sie aus dem Blick verloren.

Ihre Gestalt lenkte mich ab, sodass ich mich unbewusst zurücklehnte und in Gedanken versank. Kein Schritt war aus dem Bücherlabyrinth zu vernehmen, sie trug keine nervigen Pumps, sondern weiche, leise Sandaletten. Ihr eleganter, weiter Rock verhinderte ein Schaben, das beispielsweise eine Jeans verursacht.

Es ist kaum so, dass es mich kümmert, ob jemand in der Bibliothek laut ist oder nicht, auch wenn ich vielleicht einen gegenteiligen Eindruck erwecke. Ich nutzte nur jede Ausrede, mich von meinem Buch loseisen zu können. Meiner Erfindung nach sollte das Schreiben langweiliger Bücher oder Geschichten unter Strafe gestellt werden … doch da ich mich gerade selbst als Geschichtenerzählerin versuche, sollte ich den Mund vielleicht nicht so voll nehmen. Ich sehe schon die lebhaften Kritiken vor mir: »Mädchen, so einen langweiligen, unglaubwürdigen Mist habe ich noch nie gelesen! Diese Geschichte hat nicht einmal einen Spannungsbogen!«

Jedenfalls riss es mich jäh aus meinem wertlosen Gedankengang, als ich hörte, wie vor mir ein Stuhl verschoben wurde. Ich sah auf und erkannte das nasse, leise Mädchen, wie es sich mit einem schweren Buch zu mir gesellte. Als sie es vor sich ablegte, erwartete ich zunächst einen lauten Knall, doch stattdessen prallte das Buch leise wie ein Meteorit mit Stoßdämpfer auf den Tisch.

Das Buch wurde aufgeschlagen und es wurde begonnen, darin zu lesen, und ich rede deswegen im Passiv, weil nicht der geringste Laut vom Mädchen selbst ausging – als ob sie gar nicht existierte. Ihre langen, dunklen Haare trieften vor Nässe, als wäre sie gerade aus der Dusche gestiegen. Teilweise konnte ich ihr auf die Kopfhaut sehen, da ihr Haar sich in Bündeln an ihrem Haupt abseilte, während es Rock und Tisch fröhlich mit kleinen Wassertropfen bombardierte.

Aus mir unbekannten Gründen faszinierte mich dieses unscheinbare Wesen so sehr, dass ich meine eigentliche Lektüre völlig verdrängte und sie nur noch als Alibi verwendete, um knapp daran vorbei meinen Blick auf diese Wasserprinzessin zu lancieren. Gott, solche Mädchen bedrohen meine fragile Asexualität.

Nach einer Weile entschloss ich mich doch wieder, weiter mein Buch zu lesen, doch kurz darauf machte sie sich ohnehin wieder auf den Weg. Vielleicht sollte ich das zum Anlass nehmen und einfach aufgeben. Direkt als ich aufstand, löste sich ein Magenknurren, das mir so peinlich war, dass ich direkt wieder auf meinen Platz zurücksank. Blut pumpte durch meinen Körper und ich lief rot an, vermutlich völlig unbegründet, da ich zumindest nicht glaube, dass sich irgendjemand durch ein kurzes Magenknurren gestört fühlte. Na ja, trotzdem. Ich entschied, einfach etwas essen zu gehen.

Draußen angelangt erlebte ich eine Überraschung: Die Nymphe saß auf der Bank vor der Bibliothek – mitten im gießenden Regensturm. Der Kälte entsprechend zitterte sie ein wenig, saß jedoch unbekümmert mit geschlossenen Augen einfach da und schien das Wetter zu genießen. Diese Situation barg in dem Moment eine für mich heute nicht mehr nachvollziehbare Komik. Von meinem kurzen, unterdrückten Lachen aufgeschreckt sah sie auf und blickte mich an. Kurz darauf wandte sie aber ihren Blick wieder ab und richtete ihn zu Boden.

Aha!, dachte ich. Antisozial.

Meine grenzenlose Toleranz nötigte mich, nachvollziehen zu wollen, was daran so toll sein konnte, im Regen auf einer Bank zu sitzen – und aus der Tatsache, dass sie sich ganz links auf die Bank gesetzt hatte, schloss ich, dass sie nichts dagegen hatte, wenn man sich zu ihr gesellte. (Tja, in einer anderen Epoche wäre ich Meisterdetektivin geworden.)

Also ließ ich mich neben ihr nieder, bereits völlig belästigt von den schweren Klamotten, die begannen, an meiner Haut zu kleben. Ein ähnlich unschönes Gefühl hinterließen meine kalten, nassen Haare auf meinen Wangen und in meinem Nacken. Relativ schnell wurde mir bewusst, dass es einfach gar nichts Schönes daran gab, im Regen auf einer Bank zu sitzen. Wirklich nichts.

Aber warum gefiel es mir dann so?!

»Wie spät ist es?«, fragte ich – nicht, weil es mich interessierte oder ich es nicht ohnehin schon wusste, sondern einfach, weil mir sonst nichts einfiel. Das Mädchen kramte ein altes Handy hervor und antwortete: »Etwas nach äh … eins.«

Eine solche Zeitangabe hatte ich noch niemals gehört und ich wusste somit auch wenig damit anzufangen, also streckte ich ihr meine Hand entgegen und stellte mich vor.

»Avissa«, antwortete sie und lächelte. »Bist du auch Studentin?«, fragte sie mich und ich nickte erfreut darüber, dass sie von alleine Fragen stellte. Tja, es war eben immer wieder ein Segen, als extrovertierte Person wie ich ein Lehrexemplar für die weniger betuchten zu sein.

»Wird dir nicht kalt hier draußen?«, fragte ich dann.

Sie blickte mich mit einem traurigen Lächeln an, das fast wehmütig erschien. Eine Antwort erhielt ich nicht. Gut, zugegeben, es war auch eine etwas dumme Frage.

Ich spürte meinen Magen erneut grummeln, aber das Prasseln der aufmüpfigen Tropfen, die sich todesmutig auf die Erde stürzten, um die trockene Erde revolutionsartig ins Nasse zu bringen, überspielte das Geräusch gekonnt und ich dankte diesen Rebellen insgeheim dafür. Dennoch erinnerte es mich daran, weshalb ich die Bibliothek verlassen hatte.

»Kommst du mit mir etwas essen, Avissa?«

Diesen Namen auszusprechen kam mir merkwürdig vor. Er wirkte so flüssig, doch ich hatte ihn noch nie zuvor gehört.

Wenig später saßen wir in einem winzigen Imbiss am Rand einer vielbefahrenen Straße. Wir hatten an hohen Hockern Platz genommen, und schauten aus dem regenbefleckten Schaufenster hinaus auf die grauen Straßen und Häuser. Hinter uns erklang das Rauschen der Bratpfannen, während wir die Tropfen auf das Welldach über uns poltern hörten.

»Krass, wie es gar nicht mehr aufhören will zu regnen, huh?«, fragte ich mit vollem Mund.

Ich weiß, was ihr jetzt denkt. Sie trifft sich mit ihrer vielleicht zukünftigen besten Freundin und redet übers Wetter?! – An der Stelle muss ich zu bedenken geben, dass das eben wirklich das Nummer eins Thema zu der Zeit war!

Doch Avissa ignorierte meine Aussage und entgegnete stattdessen mit einem rätselhaften Blick: »Sag mal, glaubst du an Wünsche?«

Jep.

Das ist die Szene, in der eine fremde Person ihre Charakterexposition verrät und mich zutiefst verwirrt. Ich war natürlich überrascht, da ich damals noch nicht wusste, dass ich meine Begegnungen mit ihr später in einer Geschichte festhalten würde.

»Wie kommst du denn darauf?«, fragte ich. Über die Echtheit von Wünschen hatte ich so konkret noch nie nachgedacht, aber aus dem Bauch heraus würde ich sagen: Nicht echt!

»Ach, nur so. Du hast vorhin ein Buch darüber gelesen.«

Ah. Stimmt. Hatte ich ganz vergessen.

»Ist für die Uni. Gruppenarbeit. Folter.«

»So, so«, sagte sie, biss tief in ihr Sandwich hinein und schaute hinaus in den Regen.

Innerhalb der nächsten Tage traf ich mich noch öfter mit ihr. Jedes verdammte Mal, wenn ich mich mit ihr traf, regnete es in Strömen. Wirklich, kein Scherz. Das fing schon an, mir Angst zu machen.

Trotzdem lernten wir uns auf den Treffen mehr und mehr kennen. Sie hatte anscheinend kaum andere Freunde, insofern unterschied sie sich nicht allzu sehr von mir. Sie lebte alleine und verbrachte viel Zeit in der Bibliothek. Oft machte sie Anspielungen auf irgendwelche obskuren Bücher, die außer ihr niemand auf der Welt kannte.

An einem Sonntag saßen wir vor einem Café neben zwei kleingehaltenen Platanen. Der Herbst zog langsam merklich ein, doch an diesen Bäumen, die ihr Leben lang vergeblich versuchten, sich eine stabile, haltbare Rinde aufzubauen, hatte er noch keine Spuren hinterlassen können. Auch an jenem Tag platzten Ströme aus dem Himmel und regneten hernieder, nur aufgehalten vom großen, roten Sonnenschirm, der noch knapp bis über meinen Kopf ragte. Avissa hingegen rückte so auf die Bank, dass sie dem Niederschlag schutzlos ausgeliefert war.

»Du bist ein mutiger Mensch«, murmelte ich.

»Ach was«, lächelte Avissa. »Regen ist toll.«

Ach ja? Warum siehst du dann so traurig aus, Teuerste?, dachte ich.

»Eigentlich mag ich Regen ja auch«, antwortete ich. »Aber es regnet so oft in letzter Zeit.«

Avissa trank ihren Tee aus, der mittlerweile sicher zu 90 Prozent aus Regenwasser bestand, und zog dann am Ärmel meiner gelben Regenjacke.

»Lass ihn uns ein bisschen genießen«, schlug sie mit großen Augen vor und stand auf. Ich tat es ihr gleich. Sie lief ein paar Schritte weiter auf die pitschnasse Wiese vor dem Café und ließ sich rücklings darauf nieder.

Avissa trug weder eine Regenjacke noch sonst irgendetwas, das sie vor dem Wetter schützte. Mich überkam ein kleiner Schauer, als ich dabei zusah, wie ihre Bluse und ihr Rock im Matsch versanken.

Sie winkte mir, mitzukommen. Ich legte mich, deutlich weniger enthusiastisch, neben sie, und schaute in ihr grinsendes Gesicht. Ob sie überhaupt je in ihrem Leben einen Sonnenstrahl abbekommen hatte? Dieser Gedanke ließ die Haare meines Körpers kurz zu Berge stehen.

Langsam spürte ich, wie sich meine Hose mit Wasser vollsog. Die Nässe kletterte in meine Regenjacke und schmiegte sich an meinen Rücken.

Hm. So schlimm, wie das jetzt klingt, war es gar nicht. Um ehrlich zu sein, fand ich es irgendwie befreiend. Vor Kälte zitterte ich mittlerweile am ganzen Körper, doch davon nahm ich kaum Notiz. Oder sagen wir, die neuen Eindrücke sorgten dafür, dass ich es verdrängte.

Dann schloss ich die Augen. Die hellen Wolken blendeten mich ohnehin und ich mochte das Gefühl nicht, wenn mir Tropfen in die Augen fielen.

Es prasselte und platschte. Entfernt hörte man das Rauschen vorbeifahrender Autos und über uns krähten ein paar Raben in den Bäumen. Es roch so sehr nach Regen, dass ich meine Lungen mit jedem Zug weiter füllen musste, um meine Gier danach zu sättigen.

»Sag mal … stimmt es, was ich glaube?«, murmelte ich schließlich. Ich hielt meine Augen geschlossen, hörte aber, wie Avissas Kopf sich mir zuwandte.

»Was glaubst du denn?«, fragte sie.

Ich schluckte. Ich schwöre, in jenem Moment hat die folgende Frage für mich Sinn gemacht. »Dass du den Regen bringst?«

Ich glaube, die darauffolgende Stille dauerte mindestens fünf Minuten. Na ja, vielleicht war es auch kürzer. Ich hatte meine Augen zu, und habe mich nicht getraut, mich zu bewegen. Es wirkte jedenfalls wie eine Ewigkeit. Aber vielleicht war es auch keine.

Schließlich beendete Avissa meine Tortur und antwortete: »Ich glaube, jeder Mensch hat einen Wunsch frei.«

Ich verstand nicht richtig, worauf sie hinauswollte, also schwieg ich.

»Egal was. Der erste Wunsch, den ein Mensch hat, der geht in Erfüllung. Zum Beispiel, wenn ein Kind das erste Mal eine Süßigkeit haben will, oder so.«

Meinen Wunsch hatte ich bestimmt für weiche Haut verschwendet. Immerhin ist meine Haut super weich!

Ich entgegnete vorsichtig: »Und deiner war …«

Sie hielt kurz inne, so als ob sie sich überlegen musste, ob sie überhaupt fortfahren wollte. »Ich war wohl ein sehr bescheidenes Kind. Aber irgendwann … habe ich mir gewünscht, dass es niemals aufhört, zu regnen.«

Diese Worte – obwohl ich, oder vielleicht weil ich, sie insgeheim auf seltsame Weise erwartet hatte – schütteten ein Kribbeln meinen Nacken hinunter, das sich anfühlte, wie ein kleiner Strahl lachender Reiskörner. Diesem merkwürdigen Gefühl folgte ein kurzer Schwindel.

»Du meinst das ernst?«, fragte ich mit belegter Stimme.

»Es gibt nichts Schöneres auf der Welt als Regen. Deswegen ist er mein ständiger Begleiter.«

Ich öffnete meine Augen und schaute sie an. Sie war definitiv deutlich näher, als ich erwartet hatte, und ich erschrak kurz, als ich ihre riesigen, grünen Augen sah. Der Tonfall ihrer letzten Aussage war … nun, ich konnte keine Lüge erkennen, aber …

»Aber?«, hakte ich nach.

Sie richtete sich auf, positionierte sich in den Schneidersitz, und schaute auf mich hinab. »Gar kein Aber«, log sie.

Auch ich richtete mich auf. »Du magst Regen«, fasste ich ihre Worte zusammen. Sie nickte. »Du magst Regen«, wiederholte ich, »… und …?«

Sie funkelte mich an. »Kein › und‹!«

Ich zog meine Augenbrauen hoch. Ihr Blick erweichte sich. Schließlich murmelte sie: »Ich mag Regen …«, um dann, immer leiser werdend, zu ergänzen: »Nur … ist es manchmal eben ein bisschen zu viel.«

»Aha!«, rief ich unangebracht triumphierend. »War das so schwer zuzugeben?«, stopfte ich meinen Finger in die Wunde, und Avissa wand sich unter meinem psychischen Druck.

»Ja …!«, sagte sie dann gedämpft, und empört, als ob sie Angst hätte, dass ihr jemand zuhört. »Ich habe mir den Regen gewünscht. Der Regen ist mein Freund. Ich darf so etwas über ihn nicht sagen!«

Ich blickte sie verständnislos an. »Klar darfst du. Na los, sag es nochmal.«

Avissa schaute sich nervös um und flüsterte: »Es ist manchmal ein bisschen viel.«

»Lauter.«

Ein Paar Sekunden vergingen, bis sie sagte: »… Es ist manchmal ein bisschen viel.«

»Lauter!«

Avissa schaute mich mit ängstlichem Gesichtsausdruck an. Dann atmete sie ein und rief: »Es ist ein bisschen ZU VIEL!«

»Perfekt!«, stieß ich in ähnlicher Lautstärke aus.

Plötzlich ertönte ein Donnern aus der Regenwolke über uns. Erschrocken sahen wir beide hinauf. Es blitzte ein paar Mal, und ein großer Wind schien dort oben aufzuwehen. Avissa und ich sahen einander nervös an und ich dachte darüber nach, ob es vielleicht eine gute Idee war, wegzulaufen. Was hatte ich angerichtet?!

Zu meiner Überraschung blendete mich wenige Sekunden später ein orangefarbener Lichtschein. Am Ende der Straße hatten sich die Wolken ein wenig gelichtet und ließen nun die Abendsonne auf den Boden fallen. Auch der Regen ließ etwas nach – er hörte nicht auf; direkt über uns war noch immer eine dicke Wolke. Aber aus dem Strom war ein Niesel geworden, ein paar vereinzelte Tropfen.

Avissa, die nach wie vor so aussah, als wäre sie direkt in voller Kleidung aus einem Pool gestiegen, bekam wässrige Augen. Nicht nur regenwässrig. Ich meine damit, sie fing an zu heulen. Sie berührte vorsichtig mit den Händen die gegenüberliegenden Schultern, als wolle sie die kleinen Regentropfen, die noch hinabfielen, umarmen.

»Ich hab euch lieb«, flüsterte sie und mir sank bei dem Anblick das Herz in die Hose, kullerte weiter hinab durch mein Bein, raus aus meinem Fuß, über die Wiese, zur Straße und direkt in den Abguss. So etwas Süßes hatte ich noch nie erlebt.

»Tja, kein Wunder«, sagte ich selbstbewusst. »Wenn du immer im Regen rumrennst und dich nie davor schützt, klar, dann denkt der Regen, du willst mehr davon. Meine Güte! Communication is key!«, stieß ich meine Weisheiten aus wie ein Pferd seine Äpfel, und Avissa begann leise zu lachen.

»Danke«, sagte sie.

Kein Problem, dachte ich. So kennt man mich. Retterin der Welt. Beste Person. Und so weiter.

Ich schlotterte vor Kälte noch immer, aber die Abendsonne wärmte mich langsam auf. Der sachte Regen war trotz allem furchtbar angenehm und für den Moment sah ich keinen Grund, je wieder von hier zu verschwinden.

Avissa suchte meinen Blick, und ich schaute sie an. Was konnte sie nur wollen? Es war zu offensichtlich.

Ich öffnete meine Arme und eine Nanosekunde später fiel sie mir um den Hals. Sie war erstaunlich warm.

So fand ich zwei neue Freunde.





Ich habe versucht, in der Überarbeitung das Feeling aus der ursprünglichen Version zu behalten, auch wenn es meinem heutigen Schreibstil quasi überhaupt nicht mehr entspricht. Die Erzählerin war in der alten Version ein bisschen insufferable, hatte dann aber einen Stilbruch in der zweiten Hälfte, wo davon quasi jede Spur gefehlt hat. In der neuen Version ist sie also von Anfang bis Ende insufferable.

Außerdem war das Informationsmanagement in der alten Version ein bisschen fragwürdig, und die zweite Hälfte der Story wirkte wie Kraut und Rüben, da ich damals Stress hatte, im Wortlimit des Wettbewerbs zu bleiben. Daher habe ich die zweite Hälfte jetzt quasi komplett neu geschrieben. Auch hat mir das alte Ende der Geschichte nie gefallen. Es hat sich ein bisschen mit dem Rest der Geschichte gebissen und ich fand, dass es Avissas Charakter nicht gut abgerundet hat. Also gab es dieses Mal ein Ende, wo der Regen ein Wörtchen mitzureden hatte, was Avissas Charakterkonflikt löst, anstatt ihn zu verschlimmern.

Daneben habe ich noch eine Reihe an Stolperstellen und schlechtem Ausdruck ausgebessert. Bitte lasst mich wissen, wie ihr die Geschichte findet!

P.S. In der alten Version habe ich doch tatsächlich die Erzählerin sagen lassen: »Ich geriet schnell zu der Auffassung, dass ich mich als Junge wohl sehr leicht in [Avissa] verliebt hätte.« … … … … … Why, Apri?! WHYYYYYYYY??

Needless to say, dieser Satz wurde gemeinsam mit ein paar anderen restlos vernichtet.

  P.S. °2 Bitte abonnieren!

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