30 Tage, 30 Drabbles

„Ich danke euch auch dieses Jahr fürs Zuhören.“
Phlegleons Worte richteten sich an Nidoking, Evoli, Piepi, Lunala, Feelinara, Plinfa, Heerashai, Gruff, Dratini, Pudox, Mewtu und Igelavar, die ihm in den letzten Wochen gebannt gelauscht hatten. Und obwohl es sich sehr über die Aufmerksamkeit freute, verblieb der Drang, sich gerne unbemerkt an einen ruhigen Ort zurückzuziehen. Tief in seinem Inneren wusste Phlegleon jedoch, dass sich etwas verändern musste. Es half ihm nicht, immer nur davonzulaufen. Mit geballter Faust fasste es einen Entschluss für eine neue Zukunft. Seine Zukunft.
Das Buch mit den Kurzgeschichten wurde zugeklappt und ein helles Licht erfasste Phlegleon.

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Miriam setzte einen Fuß vor den anderen. Obwohl sie nicht daran geglaubt hatte, konnte sie ohne Schlittschuhe problemlos ihre Runden auf der Eisfläche drehen. Dabei hatte die junge Frau den anderen Menschen zuvor noch zugesehen, wie sie unsanft hingefallen waren, und sich bereits ausgemalt, dass ihr Ähnliches widerfahren würde.
Schließlich kam ein Punkt, an dem sie nicht mehr nachdachte. Möglich, dass ihr die Feenmagie geholfen hatte, sich bewegen zu können. Aber das hier war gerade ihre Leistung. So schloss Miriam den Tanz mit einigen Umdrehungen um die eigene Achse ab, bevor sie sich, nun etwas langsamer, im Kreis drehend verbeugte.

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Arami kam mit keuchendem Atem zur Tür herein. Mit jedem Schritt versanken ihre Füße in der lehmigen Erde, während sie darauf achtete, den jungen Menschen in ihren Klauen auf einen Tisch zu legen. Er trug eine Maske und sein Atem ging schwer. Aramis Lehrmeister kam in den Raum und beäugte die beiden argwöhnisch.
„Hast du etwas für ihn?“, fragte sie voller Panik.
„Der Mensch verträgt die Umgebungsluft nicht. Ich helfe ihm ungern, aber wenn dir so viel daran liegt.“
Ihr Lehrmeister untersuchte die Phiolen auf dem nächsten Tisch. Tatsächlich befand sich darunter eine rötliche Flüssigkeit, die er dem Menschen einflößte.

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Neenesh lehnte mit taubem Arm an der Mauer und sank zu Boden. Keuchend versuchte der Angehörige des Echsenvolkes, den Schmerz in seinem Körper zu unterdrücken. Der stechende Geruch nach Blut und die Schreie in der Ferne beeinträchtigten jedoch seine Konzentration. Noch mehr war Neeneshs Aufmerksamkeit allerdings von seinem Gegner eingenommen. Dieser schritt mit dem Schwert in einer Hand auf ihn zu. Ein krächzendes Lachen entkam seiner Kehle, während der Mensch langsam näher kam. Er blieb stehen und Neenesh sah zu ihm hoch.
„Bring es zu Ende, du Monster.“
Der Mensch erhob das Schwert mit beiden Händen und ließ es niederfahren.

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Theodor presste die Lippen aufeinander, als er die letzten Teile der modischen Vase zusammenfügte. Innerhalb der vergangenen Stunden hatte er praktisch nichts anderes gemacht, als verschiedene Ornamente bemalt und mit Schere sowie Klebeband gebastelt. Dass er dabei Fundstücke im Park und von der Straße aufgelesen hatte, war nicht zufällig. Sein erster Gedanke war ohnehin, den nächsten Mülleimer aufzusuchen. Allerdings formte sich schließlich eine Idee, das Zeug wiederzuverwenden. Schließlich war es Theodors erstes Upcycling und er hatte einige Dinge daraus gelernt. Namentlich, beim nächsten Mal weniger anspruchsvoll zu sein.
Glücklich über die fertige Vase stellte er sie auf die sonnenbeschienene Fensterbank.

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Nora saß auf dem kleinen Hügel etwas fernab des Dorfes und blickte in den Nachthimmel. Seit sie denken konnte, war sie von den Sternen fasziniert und nutzte jede Gelegenheit in ihren Sommerferien, um sie zu beobachten. Sie hatte sogar schon eigene Sternkonstellationen geformt, die sich an Charakteren aus ihren Lieblingsbüchern anlehnten. Es gab so viel zu entdecken!
Während das Mädchen empor blickte, verblasste plötzlich einer der Sterne. Nora erschrak und meinte zuerst, sich das nur einzubilden. Nach mehreren Minuten des Suchens erkannte sie allerdings, dass der funkelnde Punkte verschwunden war. Wohin er sich wohl in diesem kurzen Moment begeben hatte?

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Die Harpyie sah nervös auf die wogende Wasseroberfläche. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass ihr Vorhaben funktionieren würde. Jedoch hatte ihr die Meeresnymphe versprochen, dass der Zauber ohne Komplikationen wirken würde.
Ein kleiner Schritt zum Abgrund. Ein weiterer. Als die Harpyie schließlich die Flügel ausbreitete, ließ sie sich nach vorne kippen. Der Wind rauschte an ihr vorbei und kurz vor dem Eintauchen schloss sie die Augen. Das Wasser fühlte sich unerwartet angenehm an. Instinktiv bewegte sie sich wie an der Oberfläche und bemerkte tatsächlich keinen Unterschied zur Luft. Voller Freude schwamm sie dahin und entdeckte plötzlich neben sich die Meeresnymphe.

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„Los, auf zur großen Burg!“, sagte Maria voller Freude und ließ ihre Pferdefigur in Richtung der provisorisch aufgebauten Mauer reiten.
„Warte, du hast was vergessen“, warf Udo ein. Schnell belud er den Lieferwagen mit einigen Waren und ließ ihn ohne vorgespanntes Pferd zur Mauer gleiten.
„So funktioniert das nicht! Du benötigst doch ein Pferd.“
„Blöd nur, wenn das Pferd ohne den Wagen abgehauen ist.“
„Wusstest du, dass mein Pferd fliegen kann?“
„Nein, aber du zeigst es mir sicher gleich.“
Maria lachte und steckte ihrer Figur Flügel an. Sie war so froh, dass beide endlich einmal Urlaub von der Arbeit hatten.

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Willi hielt in einer Hand sein selbst gebasteltes Vogelmodell aus Kupfer, als er die Tür öffnete. Die Sonne schien ihm direkt entgegen und er hoffte, dass alles so funktionierte, wie geplant. Bereits als er nur einen Schritt nach draußen gewagt hatte, begann das Modell sofort, ohne abzuheben sachte mit den Flügeln zu schlagen. Ein breites Lächeln schlich sich auf Willis Gesicht, als er dem Mechanismus zusah. Das Solarmodul auf dem Rücken wurde durch die Einwirkung der Sonnenstrahlen angetrieben und sorgte dafür, dass sich die Schwingen bewegten.
Der erste Schritt war getan. Nun musste nur noch ein geeigneter Platz gefunden werden.

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Alba betrachtete die letzte verbliebene Blume in der vertrockneten Erde. Sie kniete sich hin und hielt die mittlerweile hängende Blüte sachte in ihren Händen. Die Farbe war zu einem großen Teil verblichen und ließ nur noch erahnen, welche Pracht diese besondere Regenbogenblume einst hatte.
Der Blick der Frau wanderte am Horizont entlang. Alba erinnerte sich an die Bäume, auf die sie einst geklettert war. An die Wiesen, auf denen sie gespielt hatte. Alba fragte sich, ob ihre Stimme etwas hätte ändern können. Vermutlich würde sie darauf keine Antwort mehr erhalten. Eine einzelne Träne fiel zu Boden und benetzte die Erde.

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