30 Tage, 30 Drabbles

Das kleine Büchlein mit den vielen Geschichten wurde geschlossen und Phlegleon sah abwechselnd in die Augen seines aufmerksamen Publikums. Nachtara, Dratini, Shnurgarst, Evoli, Vulnona, Maskagato, Mewtu und Heerashai hatten bisher gebannt zugehört und äußerten viele positive Reaktionen über die verschiedenartigen Umsetzungen. Phlegleon verbeugte sich daraufhin förmlich.
„Danke, dass ihr dabei wart. Ich hoffe, ihr hattet Spaß daran, zuzuhören.“
Anschließend schritt es mit zu Boden gerichtetem Blick von der Bühne. Ein spezieller Gedanke hatte sich zuletzt in seinem Inneren festgesetzt und seitdem nicht mehr losgelassen. Nachdenklich betrachtete Phlegleon das treue Büchlein und verließ mit ihm in der Hand still den Raum.

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Das Zirpen der Grillen war zu vernehmen, als Sascha und Jona unter dem großen Baum saßen. Während sie dem Konzert verschiedenartiger Klänge an diesem Abend lauschten, aßen sie einige Kirschen.
„Ich hätte nicht gedacht, dass das so gut mit den Fischen funktioniert“, sagte Jona schließlich und betrachtete das leere Glas. Sascha entging der starre Blick nicht.
„Du solltest der Baumseele einen Gefallen tun und ihre schönen Blätter begutachten. Ich bin mir sicher, dass das ihr Wunsch ist.“
Beide sahen hoch und erfreuten sich an den Kirschblüten. Ein Windhauch trug ein Geräusch an ihre Ohren, das entfernt wie ein Danke klang.

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Ronny blickt über die Kante hinweg ins Wasser, das sich unter ihm befand. Er schluckte. Wenn er sich jetzt nicht überwand, würde er es vermutlich nie schaffen. Ein Blick zurück ließ den Jungen in die aufmunternden Gesichter seiner Freunde blicken. Wie sie wohl reagieren würden, sollte er zurücktreten?
Nein, nicht daran denken! Einfach springen!
Mulmig trat Ronny nach vorne und machte sich bereit. Er schloss die Augen und blendete die Anfeuerungsrufe aus. Alles würde gut gehen. Er musste keine Angst haben. Er malte sich aus, wie ihn das Schicksal antreiben würde.
Schließlich warf sich der Junge vom Drei-Meter-Brett ins Wasser.

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Große Erwartung wurde gezeigt, als Yvonne langsam vortrat. Mit wackligen Schritten versuchte sie, den Schein zu wahren, dass es ihr gut ging. In einer mit beiden Händen geformten Schale brachte sie ein kleines Samenkorn nach vorne zu drei großen Töpfen. Yvonne hätte sich nie träumen lassen, dass sie als Repräsentantin der Menschen bei der Zeremonie der Blumen dabei sein durfte.
Schließlich bettete sie das einzelne Samenkorn behutsam in die Erde und benetzte es mit dem bereitgestellten Wasser. Sofort wuchs eine kleine Knospe an die Oberfläche. Yvonne lächelte und drehte sich um, damit sie die bunten Gewänder aller Anwesenden sehen konnte.

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Als die Tür ins Schloss fiel und Paya schnellen Schrittes ins Arbeitszimmer huschte, horchte Errol auf. Er hatte sich voll und ganz einem Buch hingegeben und wartete ab, bis seine Partnerin zurückkam. Außer Atem hielt sie einen violett glitzernden Stein in der Hand.
„Ist das der letzte?“
„Ja! Die Zeichnung auf den alten Pergamenten stimmt überein. Stell dir vor: Er wurde einfach beim heute stattfindenden Jahrmarkt zum Verkauf angeboten. Offenbar wusste die Besitzerin wirklich nicht, welche Kraft in ihm steckt.“
„Umso besser für uns, würde ich sagen“, sagte Errol händereibend. „Dann wollen wir uns doch mal an den Zauberspruch wagen!“

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„Und du bist dir sicher?“, fragte die Bärin mit ungläubigem Blick. Ein Kolibri flatterte aufgeregt mit schnellen Flügelschlägen vor ihrem Kopf, ließ sich am Ende aber erschöpft auf einem Ast nieder.
„Ja, ja! Ich bin so schnell gekommen, wie es nur ging. Die weise Schildkröte empfand es als wichtig, dich darüber so bald wie möglich in Kenntnis zu setzen, um Gerüchten vorzubeugen.“
Die Augen der Bärin verengten sich, als sie verhalten ein Danke murmelte. Deutlich müder als zuvor schritt sie wieder in den Wald hinein, um die überbrachte Nachricht weiterzutragen. Die anderen Tiere darüber zu unterrichten würde durchaus schwierig werden.

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Jona wirkte interessiert, als sie die Sternblumenfische bei ihrer Arbeit sah. Sascha hatte wohl wesentlich mehr Ahnung von ihnen gehabt, als er sich tags zuvor über ihr Auftauchen gefreut hatte. So, wie der Schwarm in der Nachtluft scheinbar mühelos umherschwamm, hätte man ihn eventuell auch mit einer Gruppe Vögel verwechseln können.
„Und sie wissen, was sie tun?“, fragte Jona mit einem Seitenblick zu Sascha. Er nickte unmerklich, während sein starrer Blick weiterhin auf den Fischen heftete.
„Definitiv. Sie werden dem Baum wieder zu altem Glanz verhelfen und ihn erstrahlen lassen. Das wird sicher auch im Sinne unserer kleinen Baumseele sein.“

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Richards Augen fielen immer wieder zu, als er die Zutaten in der Schüssel vermengte. Müde sah er dabei zur Uhr, um nicht den richtigen Zeitpunkt zu verpassen. Noch eine Minute bis zur gewünschten Zeit!
Er nahm das Gefäß mit Mitternachtsgewürz aus dem Regal und öffnete es. Im Inneren war lediglich Dunkelheit zu erkennen. Als beide Uhrzeiger auf Zwölf standen, kippte Richard eine Prise der finsteren Masse in die Schüssel und begann zu rühren. Sie nahm die Farbe des Nachthimmels an und es schien, als würden Sterne darin funkeln. Der so entstandene Pudding wurde schließlich in Formen in den Kühlschrank gelegt.

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Lana nippte sachte von ihrem heißen Tee, während Saskia ihre neue Hausbewohnerin beobachtete. Sie hätte eher auf einen Hund oder eine Katze getippt, als ihre Freundin aufgeregt davon erzählt hatte. Ein Regenbogen war jedenfalls das Letzte auf ihrer langen Erwartungsliste. Neugierig sah sich dieser um und färbte dabei nicht nur den Boden, sondern auch einige Objekte bunt ein.
„Sie heißt Zorani“, erwähnte Lana beiläufig und deutete nach draußen. „Heute Morgen war sie plötzlich in meinem Garten und richtete Unfug an.“
„Deine Ruhe fasziniert mich“, gab Saskia lächelnd zurück. „Aber sie scheint Spaß am Malen zu haben. Genauso wie du, nicht?“

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Hilda wurde sich der Tatsache gewahr, dass sie von jemandem beobachtet wurde. Mit verstohlenem Blick lugte ein sonderbares Wesen hinter einem Baum hervor, gerade so, dass der neugierige Blick erkannt werden konnte. Als ein Häufchen Schnee von einem hoch gelegenen Ast geräuschvoll zu Boden fiel, schreckte es zurück und versteckte sich voller Scheu.
„Darf ich … näher kommen?“, fragte Hilda und wartete eine Reaktion ab. Es folgte keine Antwort, jedoch erneut der vorsichtige Blick aus dem vermeintlich sicheren Versteck. Behutsam näherte sich die junge Frau, bis sie beide auf gegenüberliegenden Seiten des Baumes standen. Ob sich ihr das Wesen offenbaren würde?

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