Ab mit dem Kopf! Delidding eines Intel Core i7 4790K

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Jo, wer kennts nicht, der alte Rechner muss plötzlich zum Videos editieren verwendet werden, weil durch die grassierende Corona-Pandemie sich die Arbeitsschwerpunkte hin ins Digitale verschoben haben.


Mein Rechner:


Intel Core i7 4790K @ 4,7GHz

Restliche Specs siehe folgender Screenshot (Nach dem Delidding aufgenommen, also andere Frequenzen)


Stört euch nicht an den jpeg-artifakten, das Bild ist nicht bearbeitet außer dass ich die Größe etwas verkleinert hab.


Also, jedenfalls, die CPU ist mir unter Last mit 4,7GHz etwa 89 - 92 °C heiß geworden. Leider läuft sie momentan auf Luftkühlung, weil in dem Gehäuse, welches ihr später noch seht, zwei PCs montiert sind, womit der obere Radiator-Mount wegfällt und für meine AiO ist aufgrund der kurzen Schläuche die vordere Montagemöglichkeit zu weit weg. Tja, kurze Schläuche, keine Kekse.


Wie dem auch sei, los geht's. Erstmal also den Rechner abgeschlossen und auf den Arbeitstisch gestellt, wo noch bisschen Aufnahmezeug rumstand. Der Kupferschwamm kommt aus ner Lötstation und ist nur Deko.


Das Gehäuse ist übrigens ein Phanteks Evolv X mit der optionalen Dual-System-Funktion. In diesem Zustand noch bissle dreckig, ich habs im Verlauf natürlich ausgeputzt. Für die Stromversorgung ist ein Phanteks PSU-Splitter verbaut, der momentan noch bisschen random im Gehäuse rumhängt, der ist normalerweise "oben" zwischen dem zweiten Mainboard und dem 120mm-Lüfter festgeklemmt und während des Transports rausgefallen. Ich hab ihn natürlich am Ende wieder oben positioniert.


Mittelfristig sind CableMod-Kabel in 600/700mm geplant, um den PSU-Splitter in die PSU-Shroud zu verlegen. Alles bisschen Work in Progress.


Also, erstmal natürlich klassicherweise den Kühler demontiert und die CPU entfernt.


Blick auf den Sockel:


OK, ich hab gerade gemerkt, dass man Vorschauen einfügen kann. Die nächsten Bilder lass ich euch bisschen größer, dann könnt ihr Staubkörner zählen.


Dann die CPU mal beiseite gelegt und geschaut wie das Mopped so aussieht von unten:



und von oben: Pretty Nasty.



Natürlich hab ich die alte Wärmeleitpaste mit nem alkoholgetränkten Tuch sauber gemacht. Diese Wärmeleitpaste war die Alphacool-Standardpaste, die mit deren AiOs kommt, und ließ sich ganz gut abputzen.


Sie war natürlich auch an der Unterseite des Kühlers, den ich ebenfalls reinigte. Dabei fiel auf: Die Kupfer-Heatpipes haben direkten Kontakt zum CPU-IHS (Integrated Heatspreader, das große Silberne Teil was man von oben sieht wenn man auf die CPU drauf schaut.



Das ist ein Problem: Flüssigmetall und blankes Kupfer vertragen sich nicht besonders gut. Besser zwar als blankes Aluminium, aber immer noch nicht gut. Am besten, wenn ihr Flüssigmetall zwischen IHS und Kühler einsetzen wollt, dass ihr eine vernickelte Auflage oder Coldplate habt.


Achja, kleiner Exkurs: Was ist eigentlich Flüssigmetall? Das ist eine Legierung aus zwei Metallen mit sehr niedrigem Schmelzpunkt (so wie Quecksilber aber nicht Quecksilber), sodass die Legierung bei Raumtemperatur flüssig ist. Für den PC-Bereich werden Legierungen aus Indium, Gallium und Zinn verwendet. So auch beim von mir genutzten Produkt, das ihr hier auf dem Bild steht. Nennt sich "Conductonaut". Es gibt sicher auch Konkurrenzprodukte, die gut sind, einfach nach "Flüssigmetall" googeln.



Also dann, mit dem Prozessor zum Schafott bzw. zum Schraubstock gegangen. Den Schraubstock hab ich mit Kreppband abgeklebt, damit mir der relativ grob strukturierte Schraubstock die Platine (das PCB) nicht aufribbelt.



Ja, der Schraubstock steht im Keller, da ist kein tolles Licht. Die CPU wird so in den Schraubstock eingespannt, dass das PCB auf der einen Backe aufliegt und der IHS auf der anderen Backe. Dann wird gleichmäßig mit stärker werdener Kraft gedreht und KACKE ICH HAB WAS KAPUTT GEMACHT.


Tatsächlich ist passiert, was ich befürchtete: Die eine Backe hat mein PCB aufgeribbelt. Zur Erinnerung, das hier ist kein Tutorial, ein rein bebildertes Tutorial wäre glaube ich nicht besonders hilfreich und Videos gibts genug online. Achja und der Rechner ist noch nicht fit für Videobearbeitung.


Jedenfalls, ich weiß nicht, ob mans auf dem folgenden Bild erkennt: In einer Ecke ist das PCB den Layern nach leicht aufgeribbelt, man sieht aber keine Leiterbahnen darunter und das "Eselsohr" geht auch nicht bis zu den Pins. Sollte also alles Gucci sein.


Beim zweiten Versuch also nochmal gescheit eingespannt, feste gedreht und dann spürt man schon, die der IHS nachgibt. Ich also den Prozessor vorsichtig wieder aus der Halterung genommen und so sahs aus:



Jo man sieht im Vordergrund den "Schaden" am PCB. Interessant auch die vielen kleinen Widerstände oberhalb des Prozessordies und das schwarze SIlikonzeug, was den IHS auf dem PCB verklebt. Ich habs mit obiger Plastikspachtel probiert zu entfernen - keine Chance. Da musste also eine Cutterklinge her. Vorsichtig natürlich, dass keine Mini-Widerstände abgehobelt werden. Wichtig ist kein klinisch reines PCB, sondern nur, dass alle erhabenen Stellen des Silikons vom PCB und vom IHS abgekratzt werden. Den DIE des Prozessors selbst reinigte ich wieder mit nem Alkoholtuch.


Anschließend habe ich die kleinen Widerstände mit ner Lage Nagellack eingestrichen. War so ein roter Gel-Lack den ich noch im Schrank zu stehen hatte, es eignet sich aber jeder farbige Nagellack ohne Metallic-effekt oder sonstigen leitenden Bestandteilen. Ich würde farbigen dem farblosen vorziehen, weil man dann leichter sieht, wo man schon war.



Leider hab ich kein Bild vom aufgetragenen Flüssigmetall, es war aber ne sehr spannende Angelegenheit, das Oberflächenspannungsverhalten von dem Zeug kennen zu lernen. Ich hab ne hauchdünne Lage auf dem CPU-Die und auf der Unterseite des IHS aufgetragen (Da wo ihr auf obigem Bild noch die Reste von der alten Wärmeleitpaste seht). Leider benutzte Intel für diese Prozessoren sehr minderwertiges Wärmeleitmittel, das ich jetzt nach 5 Jahren nur noch in groben Stücken abkratzen konnte. Es war kein bisschen mehr pastös.


Also Flüssigmetall aufgetragen, vier kleine Punkte Silikonkleber auf das PCB, um den IHS wieder zu fixieren, und IHS wieder drauf. Dann direkt in den Sockel mit der Rückhaltevorrichtung wieder eingespannt, damit der Silikonkleber plattgedrückt wird und den Kontaktschluss zwischen DIE und IHS nicht behindert. Sah dann im Mainboard so aus:



Lüfter wieder drauf und kurz getestet - ihr erinnert euch, ich hatte Scares des Todes wegen der angebrochenen Ecke. Erster Boot, Mainboard sagt was von "new cpu detected, please enter bios". Ich natürlich erstmal nen kurzen Herz-Aussetzer bekommen. Allerdings wurde die CPU sowie sämtlicher RAM problemlos erkannt, ich konnte meine alten Einstellungen laden und ganz normal Booten.


Die Temperaturen hab ich mir gar nicht groß angeschaut, ich bin direkt nochmal ins Bios und habs mit 4,9GHz probiert - kein Boot möglich.


4,8GHz funktionierten aber problemlos. Anschließend hab ich noch den Base-Clock von 100MHz auf 101MHz erhöht, sodass der Prozessor jetzt auf 4,85 GHz läuft. Temperaturen habe ich nicht gescreenshotted, ist ja erst nen Tag her der ganze Spaß, liegen aber in den niedrigen 70ern, was bedeutet, dass ich fast 20°C (oder 20K) niedrigere Temperaturen erreicht habe. Natürlich habe ich auch die Wärmeleitpaste zwischen Prozessor und Kühler getauscht, das Gehäuse ausgesaugt und bisschen die Kabel aufgeräumt, das hat bestimmt auch nen Teil beigetragen. Aber 150MHz mehr bei nicht-ganz-20° kühleren Temperaturen sind schon ne Ansage.


Würde ichs empfehlen? Nicht wirklich. Wer weiß, was er tut und es akzeptieren kann, seine Hardware durch einen dummen Fehler zu verlieren - für den mag es eine Möglichkeit sein, noch ein bisschen Leistung rauszukitzeln. Bei mir hat's aufgrund der Hardwarekonfiguration und dem geänderten Aufgabenprofil einfach Not getan, sodass ich jetzt die Zeit bis zum erforderlichen Hardware-Neukauf noch bisschen herausgezögert hab. Jeder, der sich keine neue Hardware leisten kann oder will ODER keinen shit gibt und noch Ersatz irgendwo rumfliegen hat, sollte auch nicht das Leben seines Bestandssystems aufs Spiel setzen.


Für mich wars aber ne günstige Angelegenheit (Flüssigmetall kostet um 10 €, den Rest hatte ich da), bisschen Nervenkitzel und Futter für den Blog.