Neu Nichts mehr auf dem Lebenszeitkonto

Für seinen Dienst an unserer Gesellschaft stehen wir alle tief in seiner Schuld: Peter Zwegat ist gestorben. Wer war der Mann, der die roten Zahlen schwarz anstrich?


Peter Zwegat wurde 1950 in Ost-Berlin geboren. Bei seiner Geburt war er nicht sonderlich flüssig, doch dies kümmerte seine Eltern wenig, sie liebten ihn trotzdem. Kurz nachdem er eingeschuldet wurde, bewies er bereits ein bemerkenswertes Geschick im Umgang mit Zahlen, gewann ein Ratespiel nach dem anderen und wurde Weltmeister im Monopoly. Letzteres erregte allerdings die Aufmerksamkeit der DDR-Behörden und zwang seine Eltern, mit Zwegat und seinen beiden Geschwistern nach West-Berlin zu flüchten.


Die „schwarze Null“, wie Mitschüler*innen ihn bald liebevoll nannten, machte sich schnell daran, die Familienfinanzen zu überprüfen. Mit 18 Jahren stellte Zwegat fest, dass seine Eltern monatlich einen Haufen Geld ausgaben für etwas, das sie eigentlich gar nicht mehr benötigten, nämlich ihn. Nachdem er den Protest seiner Eltern mühsam niedergerungen und sie endlich dazu bewegt hatte, ihn zwecks Geldeinsparung rauszuwerfen, absolvierte er eine Ausbildung zum Steuermann. Seine Vorgesetzten betrachteten ihn stets als einen echten Gewinn. Später folgte ein Studium der Sozialpädagogik, in das Zwegat stets viel investierte (aber nie zu viel). Das Auskommen mit seinen Kommiliton*innen war in der Regel nie ein Problem für ihn. Lediglich einmal kam es zu einer Streiterei, die schließlich damit endete, dass Zwegat ins Gesicht geschlagen wurde. Er zahlte es seinem Peiniger aber später mit Zins und Zinseszins zurück.


Nachdem er im Studium sein Soll erfüllt und einige Jahre als Sozialarbeiter geschufatet hatte, wurde Zwegat berühmt, indem er in der Reality-TV-Sendung „Raus aus den Schulden“ auftrat, die beim Sender RTL ab 2008 ausgestrahlt und erst 2015 aus dem Programm getilgt wurde. Zu der Zeit veröffentlichte Zwegat mit seiner damaligen Lebensgefährtin und späteren Ehefrau auch ein Ratgeberbuch, das allerdings von der Kritik abgestraft wurde; in ihm stünden „nichts als bedeutungslose Zinsenweisheiten“.

Privat widmete Zwegat sich dem Hochseeangeln, sein bevorzugter Fang waren Kredithaie. 2016 fuhr er bei einer Fahrt zu seiner Yacht beinahe mit seinem Auto ins Hafenbecken – die Schuldenbremsen hatten versagt.


Wird Zwegat nun bald im Himmel dem Allmächtigen bei der Wiederauferstehung seiner Kreditwürdigkeit helfen? Daran gibt es berechtigte Zweifel. Zwar hat Zwegat in seinem Leben viel Gutes getan, was sicherlich auf der Haben-Seite zu Buche schlagen würde; andererseits ist er aber eben auch nie ein Gläubiger gewesen.



Realer Fun-Fact: Zwegat war Kettenraucher und sagte 2008 im taz-Interview, dass die Interviewerin Antje Lang-Lendorff ihm bei seiner Beerdigung eine Schachtel Marlboro ins Grab schmeißen solle. Ob sie dem nachkommen wird, bleibt abzuwarten.