Review: Fire Emblem Echoes – Verjüngungskur mit Nebenwirkungen?

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Es ist schon erstaunlich, was Intelligent Systems mit seinem Fire Emblem in den letzten Jahren vollbracht hat: Während das Franchise vor Awakening am seidenen Faden hing und kurz vor dem Aus stand, bekommt man mittlerweile das Gefühl, bei Nintendo drehe sich alles nur noch um die Strategiespielreihe. Nicht nur, dass Fire Emblem-Charaktere in übergroßer Zahl die Smash-Arenen bevölkern, nein es scheint, als sei Fates erst gestern erschienen, während schwupps mit Fire Emblem Echoes: Shadows of Valentia schon wieder der nächste Teil vor der Tür steht. Das Release ist nun etwas mehr als einen Monat her, doch wer das Spiel noch nicht angerührt hat, hat nun die Gelegenheit, sich hier und jetzt davon berichten zu lassen.


Fire Emblem Echoes ist ein Remake des zweiten FE-Teils Fire Emblem Gaiden, der 1992 ausschließlich innerhalb Japans veröffentlicht wurde. Der Gedanke dazu kam den Entwicklern, als sie in relativ kurzer Zeit noch einen letzten FE-Teil für den 3DS hinlegen wollten, um all jene Ideen zu realisieren, die es nicht mehr nach Fates geschafft haben. Und natürlich geht das viel schneller, wenn man einfach ein Spiel nimmt, das in seinen Grundzügen bereits existiert. Trotzdem unterscheidet sich das neue Spiel (mindestens auf den ersten Blick) maßgeblich vom damaligen NES-Release.
Unter anderem war es den Entwicklern wichtig, dem Spiel eine Story und Charaktere zu geben, die im Gedächtnis bleiben – und das ist ihnen auch gelungen. Das Spiel ist durchzogen von zahlreichen Cutscenes, die zum ersten Mal komplett mit hochkarätigem englischen Voice Acting versehen sind. Wer mit dieser Sprache nicht viel anzufangen weiß, kann jederzeit auf den ebenso guten deutschen Bildschirmtext schauen – in puncto Lokalisierung macht Nintendo seit Jahren schon niemand etwas vor. Zu sehen gibt es außerdem zahlreiche wunderbare Charaktere, deren Äußeres – der neuen Designerin Akio Shimada sei Dank – weniger an Anime erinnert als zuvor. Das fügt sich auch sehr gut in die etwas ernstere Story ein: Mag es zu GBA-Zeiten, als FE zu uns nach Europa kam, noch geheißen haben „Juhu, die Lords sind da!“, wird der Adel nun eher als das portraitiert, was er ist: Eine elitäre Interessengruppe mit zu viel Macht. Das ist auf eine erfrischende Art realistischer als die verklärten Helden anderer Stories.
Gestützt wird das Ganze von wunderbarer Grafik, mit der das Team von Intelligent Systems sich selbst noch einmal selbst übertroffen hat. Denn auch wenn das Fire Emblem-Spielprinzip selbst heute noch so simpel ist, dass man es problemlos auf dem NES umsetzen könnte und die Reihe in ihrem Kern eigentlich kaum vom technologischen Fortschritt profitiert, ist es natürlich immer schön, wenn man ein optisches Spektakel geboten kriegt. Das Auge spielt schließlich auch mit.


Auf Hochglanz poliert wird euch so Geschichte der Helden Alm und Celica erzählt, die sich, seit ihrer Kindheit befreundet, an unterschiedlichen Fronten des Kriegs der Götter wiederfinden, der auf ihrem Heimatkontinent Valentia ausgebrochen ist. Mal spielt ihr aus der Perspektive des Widerstandskämpfers Alm, mal aus der Sicht der Priesterin Celica – ein Prinzip, das an Fates erinnern mag, aber tatsächlich schon 1992 Bestandteil dieses Fire Emblems war.


Ebenfalls vom Originalspiel inspiriert sind die RPG-Elemente dieses Ablegers, die den Fans hierzulande gänzlich neu erscheinen werden: So wechselt man stellenweise in einen Erkundungsmodus, der es euch ermöglicht Dungeons in Echtzeit zu erforschen und dort fette Beute zu machen. Nehmt euch aber in Acht vor den Kämpfen, die dort stattfinden können – denn Kämpfe sind in diesem Spiel ein durchwachsenes Thema!


Da gibt es zunächst einmal eine Reihe von Dingen, die anders sind als sonst und Fans neuerer Teile deshalb womöglich schlechter vorkommen könnten. Zum Beispiel das Fehlen des klassischen Waffendreiecks – das gab es 1992 nämlich noch gar nicht. Während manche nun schreien mögen, dadurch fehle ein wichtiges strategisches Element der Spiele, bin ich eher der Ansicht, dass sich das Waffendreieck in den meisten Spielen nach ohnehin etwa zehn Kämpfen bereits überlebt hatte und Statuswerte den Kampf danach so oder so dominierten. In Echoes hat das vor allem den Vorteil, dass Einheiten auch mal individuell und unabhängiger von der Klasse nützlich sein können. Änderungen an der Spielmechanik wie zum Beispiel das neue Magiesystem oder die Änderung an Bogenschützen helfen da nur und bieten eigentlich mehr Freiheiten als Einschränkungen. Ähnlich die Tatsache, dass jede Einheit im Spiel „nur“ einen Itemslot zur Verfügung hat: Man kann darüber weinen, dass man nicht mehr 2000 Heiltränke mit sich rumschleppen kann, aber man kann sich auch freuen, dass es die Möglichkeit gibt, Einheiten mit bestimmten Ausrüstungsgegenständen zu individualisieren und dadurch ein ganz neues Spielgefühl zu erlangen. Das Glas ist zumindest in dieser Hinsicht entweder halb leer oder halb voll, je nachdem, wie gut man sich auf Neuerungen einlassen kann und möchte. Auch das zurückgeschraubte Partnersystem empfinde ich nicht als schlimm. Das war in den vorigen 3DS-Teilen ohnehin overpowered und man kann auch sagen „Immerhin gibt es das überhaupt“, denn im Original war es nicht enthalten.


Uneingeschränkt gut finde ich in jedem Fall zwei Neuerungen: Zum einen kann man beim Schwierigkeitsgrad nun die Einstellung vornehmen, dass im Kampf besiegte Einheiten anschließend nicht permanent tot sind, zum anderen erlaubt Milas Zeitenrad es einem, den Kampf jederzeit um eine bestimmte Anzahl an Zügen zurückzusetzen. Beides kommt einem Spieler wie mir, der sich permanent panisch um das Wohlergehen und Überleben seiner Truppe sorgt, sehr entgegen und senkt meine Hemmungen, mich auch mal ganz auf einen Kampf einzulassen. Wer die Herausforderung trotzdem haben möchte, kann diese Features natürlich auch einfach ignorieren.


Was einem die Kämpfe aber tatsächlich vermiesen kann, scheint vor allem eine fürs Remake aus dem Original übernommene Schwäche des Spiels zu sein: Furchtbares Kartendesign! Es versteht sich von selbst, dass interessantes Terrain einen interessanten Kampf ausmacht. Die meisten Maps in Echoes sind jedoch entweder einfach nur leere Vierecke oder voll von nervigen Gimmicks und unendlich weit entfernten Gegnern, so dass das Kampfgefühl in diesem Aspekt von „uninteressant“ zu „unendlich qualvoll“ reicht. Dass in diesem Teil aufgrund von Zufallskämpfen wesentlich mehr gekämpft wird als in anderen hilft unter diesen Umständen natürlich nicht. Es fühlt sich dadurch im Gesamtpaket mitunter leider zähflüssig und repetitiv an, so dass man als Spieler manchmal einiges an Nerven aufbringen muss.
Und auch wenn ich es als „Purist“ vielleicht nicht als großen Verlust empfinde, hilft das Fehlen von Extras wie einer eigenen Festung oder den Kindern der Helden da leider auch nicht besonders, da es dem Spiel so an Abwechslung mangelt.


Alles in allem heißt das natürlich nicht, dass das Kämpfen in Fire Emblem Echoes keinen Spaß macht, aber man muss mindestens aufpassen, sich nicht daran zu „überfressen“. Dazu fühlt es sich im Design dann doch zu sehr nach den gar nicht so guten, alten NES-Zeiten an, in denen Spielzeit vor allem dadurch generiert wurde, dass alles eben etwas länger dauerte.


Zum Schluss noch ein Punkt, dem ich besonders kritisch gegenüberstehe: Nintendos DLC-Politik für dieses Spiel. Es gibt so viele DLCs, dass man quasi noch einmal so viel Geld hinblättern kann, wie man für das Spiel bereits ausgegeben hat – und nicht jede Möglichkeit hier ist eine sinnvolle Investition. Manche Packs enthalten einfach nur noch mehr Kämpfe und die braucht das Spiel nun eigentlich nicht, einige auch ein Extra-Story. Besonders kritisch finde ich aber, dass man die Stufe-3-Klassen alle einzeln erkaufen muss. Nicht nur, dass die einfach schon von sich aus hätten Teil des Spiels sein sollen, wieviel Geld man dafür verlangt, ist einfach eine Unverschämtheit. Passt also auf, wenn Nintendo euch zu Extra-Einkäufen einlädt, und schaut, was euer Geld wirklich wert ist und was nicht.


Fazit: Fire Emblem Echoes: Shadows of Valentia ist ein Spiel, das in einer wunderschönen Verpackung daherkommt, an die der Inhalt in puncto Gameplay dann leider nicht ganz herankommt. Je nachdem, wie man es sehen möchte, können sich einige Elemente und Änderungen des Spiels neuartig, aber auch altbacken anfühlen. Fans der aktuellern FE-Teile könnten daher vielleicht etwas enttäuscht sein. Wer jedoch ein etwas klassischeres Fire Emblem zu schätzen weiß oder ausreichend offen für Neues (bzw. eigentlich ja Altes) ist, wird mit dem Spiel seinen Spaß haben, solange man es mit dem Kämpfen nicht übertreibt. Vorsicht jedoch bei den DLCs, die teilweise nur dafür zu existieren scheinen, den Spielern das Geld aus der Tasche zu ziehen.



Diese Woche haben wir übrigens in Kooperation mit Nintendo ein Gewinnspiel zu Fire Emblem Echoes auf Facebook veranstaltet. Ihr habt noch bis heute Abend die Gelegenheit daran teilzunehmen. Weitere Infos findet ihr auf der unten verlinkten Seite.

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