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Persönlich hatte ich nie ein Problem mit den Allgemeinen Diskussionen, das über gelegentliche Genervtheit hinausginge, und ich teile im Wesentlichen sogar nicht einmal die Ansicht, dass der Bereich so toxisch sei, wie allgemein behauptet wird oder dass seit Jahren alles schlimmer würde; eher noch scheint mir das Gegenteil der Fall zu sein, gehe ich etwa ganz weit zurück in die Zeit, in der das Internet allgemein eher dem Wilden Westen glich (und dieses Forum somit auch). Oder aber, und das ist zumindest etwas aktueller und demnächst ja vielleicht auch wieder relevant, ich denke zurück an die rassistischen und sehr schnell beleidigenden Diskussionen im Flüchtlingsthema, in dem es vielleicht nicht guter, wohl aber erlaubter Ton war, jede Person mit dem pejorativen „Gutmensch“ zu belegen, die der Ansicht sei, es sei vielleicht doch nicht ganz so schön, Leute in Kriegsgebieten zerbomben oder im Mittelmeer ertrinken zu lassen.


Nichtsdestoweniger ist das Narrativ nun seit einigen Jahren schon klar: Der Klimawandel im Bereich ist real und gefährlich, wenngleich sich von Zeit zu Zeit im Bereich die Geister scheiden, ob das denn auch für den tatsächlichen Klimawandel gelte, und Teile der Seite, welche über das Bereichsklima jammert, sind seltsamerweise die Personen, die etwa pauschal der Wissenschaft und ihren Argumenten Fachidiotie unterstellen – allerdings eben auch nur, wenn es um den realen Klimawandel geht, denn wenn die Wissenschaft in ihrer didaktischen Funktion auftritt und sagt, es sei eben didaktisch nicht sinnvoll, wenn unterdrückte Gruppen gegen die Unterdrückung mit etwas harscheren Worten aufbegehren, dann hat die Wissenschaft natürlich doch wieder recht und also wird sich dafür bedankt.


Es ließe sich hier argumentieren, dass eine Seite, die über den erklärtermaßen zu harschen Ton der „Gegenseite“ offensichtlich auf dieser Meta-Ebene zu reflektieren in der Lage ist, auch zugleich die Fähigkeit besitzen müsse, den Inhalt, der in diese als problematisch erachtete Form gepackt wurde, zu erfassen und dann eben darauf einzugehen, mithin: Die Diskussion dann eben von sich aus zu versachlichen, was aber zuverlässig niemals passiert; denn wo kämen wir auch hin, würde sich jene Gruppe, die anderen wahlweise Virtue Signaling, Verbotswahn oder Freude an wortwörtlicher Spielverderberei vorwirft, um eine tatsächliche Versachlichung der Debatte bemühen, die doch viel zu anstrengend ist. Leichter ist es da schon, die Schuld eben zweiseitig bei der Moderation (um die es mir hier nicht geht) oder „den anderen“ zu sehen und in einem Satz eine fadenscheinige Aufopferung für unterdrückte Gruppen als Motivation zu unterstellen und im nächsten zu fordern, es sollten sich doch bitte aufrichtige Gedanken darum gemacht werden, warum Leute tun, was sie tun. Die Selbstreflexion, die stets für alle eingefordert wird, hat natürlich die eigene Person zur Ausnahme, wie auch Beleidigungen, die von der eigenen Seite kommen, immer nur die Ausnahme darstellen, während sie bei den anderen natürlich die Regel sind – lediglich diesen einen verlinkten beleidigenden Beitrag seitens der Harry-Potter-Fans gebe es, und dieser sage aber ja eigentlich ohnehin mehr etwas über die Kritiker*innen des Franchise aus, demonstriere er doch, was passieren würde, wenn deren als aggressiv erachteter Ton von der anderen Seite, die aber ja „eher passiv“ und „ohnehin aufgeschlossen“ sei, übernommen würde; wohlgemerkt eben „würde“ trotz der Tatsache, dass der verlinkte Beitrag, wie ja implizit eingestanden wird, real ist und somit der Konjunktiv eigentlich ebenso fehl am Platz wie auch alle weiteren Beiträge, in denen Harry-Potter-Fans direkt zu Beginn der Diskussion den bereits erwähnten Spaß an der Spielverderberei unterstellten und meinten, es sollten doch alle einfach das Spiel genießen dürfen, ohne von irgendwelchen Problematisierungen belästigt zu werden – und was wäre dies, nebenbei bemerkt, anderes als die Forderung nach einem Safe Space für Potterfans?


Die Gegenseite, so das Narrativ, blockt aber natürlich immer ab und geht nie Kompromisse ein, denn schließlich leistete sie ja nur immer den Anweisungen der Moderation Folge, wenn diese um den Umzug in ein anderes Thema bat und machte sich schließlich die Arbeit und ein Thema auf, in dem abseits von allen Harry-Potter-Fans über Transfeindlichkeit diskutiert werden kann, womit nun also alle Fans sich einfach in ihr Franchise-Thema zurückziehen könnten, ohne jemals wieder mit den problematischen Aspekten besagten Franchises behelligt werden zu müssen. Aufgrund der Exklusion all dessen, was nunmehr als „Off-Topic“ in der Diskussion über das Harry-Potter-Franchise gebrandmarkt wurde, kann der eben erwähnte Safe Space als im Grunde realisiert betrachtet werden, in dem Fans sich jederzeit ohne Probleme austauschen können und aus dem bei Bedarf wohl auch Beiträge ins TERF-Thema verschoben werden können, wobei letzteres Thema aber seinerseits offensichtlich keinen ebenso sicheren Ort für diejenigen darstellt, die kritisch über Transfeindlichkeit innerhalb des nun schon wieder viel zu oft erwähnten Franchises diskutieren möchten; im Endergebnis also hat sich die Forderung nach Freiheit von Kritik für die „ohnehin aufgeschlossene“ Seite erfüllt und für die ohnehin ausgeschlossene mal wieder nicht, was aber vielleicht insofern konsequent ist, als dass letztere besagte Forderung auch nie gestellt hat; vielleicht änderte sich ja was, würde sie es tatsächlich mal tun.


In ein paar Monaten dann, wenn die nächste Auseinandersetzung stattfindet, wird sich die Erzählung der unkooperativen Gegner*innen von Transfeindlichkeit dann aller Realität zum Trotz auch so nahtlos in das bereits bestehende Narrativ eingereiht haben, demzufolge das Diskussionsklima vorrangig bzw. nur durch alles und jede*n schlimmer wird, das oder di*er der „Wokeness“ verdächtig ist, und die Konsequenz davon wiederum ist natürlich, dass dadurch dann eben diese nächste Auseinandersetzung die Sammlung weiter ergänzen kann, selbst wenn besagte Sammlung freilich nie komplettiert werden dürfte: Denn in solchen Fällen gibt es bekanntlich gerade für die laute Mehrheit, die sich unterdrückt fühlt, niemals ein Innehalten, und ob mensch sich durch die Stellung der Form über den Inhalt, ob nun bewusst oder unbewusst, zum Erfüllungsgehilfen derer macht, die das Projekt verfolgen, jegliche Politisierung der Ästhetik zu unterdrücken und umgekehrt die Politik zu ästhetisieren, ist natürlich auch nur die neueste in einer ganzen Reihe lästiger Fragen, denen sich hier gestellt werden kann, aber bitte möglichst auch nur auf Anfrage und wenn es wirklich ausdrücklich gewünscht ist; andernfalls bitte alle die Klappe halten.


Bei dieser Aufgeschlossenheit möchte ich ehrlich gesagt nicht wissen, wie Engstirnigkeit aussieht, wenngleich es zumindest wahrscheinlich sein dürfte, dass dieser Artikel in den nächsten schlauen Ausführungen, so sie denn kommen, als Beispiel dafür herhalten soll.

Kommentare 2

  • Thrawn, Thrawn, Thrawn, ich muss immer wieder sagen: Du bist eine absolute Bereicherung für dieses Forum. :bigheart:


    Du schreibst unglaublich tolle und wertvolle Beiträge, die auch mich dazu anregen, mich mit diversen Sachverhalten näher zu beschäftigen. Du schreibst grandiose Blogeinträge die entweder zum Nachdenken anregen oder Unterhaltung pur bieten. Und ich finde es echt beeindruckend, wie genau du Diskussionsstile analysieren und anhand dessen problematisches Diskutierverhalten genauer herauskristallisieren kannst.


    Kann mich in der Hinsicht übrigens nur Iluna anschließen, auch gerade was die ganze Rowling Debatte angeht: Ich hatte eigentlich bisher immer einen recht positiven Eindruck von dieser Community gehabt, gerade im Bezug auf queere Thematiken. Leider haben die letzten paar Wochen diesen Eindruck deutlich geschmälert. Na ja ist gut im Nachhinein zu wissen, wo andere Leute scheinbar ihre Prioritäten wirklich setzen.


    Ach ja random Anmerkung noch an der Stelle: Ich vermisse echt die Zeit, wo du und Andre in den ADs moderativ tätig wart. Ich glaube in all den Jahren, in denen ich im Forum aktiv war, war das echt die Zeit wo ich mich am wohlsten in den ADs gefühlt habe. ^^

    Und ich weiß meine frühere Forum-Aktivität könnte man teils mit Schrödingers Katze gleichsetzen (sie war da, aber irgendwie auch nicht) aber ich wollte es dennoch erwähnen!

    Danke 2
  • Du schreibst echt viel zu toll und durchdacht, Thrawn! *-*

    Eigentlich sollte jemand wie du eine eigene Kolumne in einer Zeitschrift oder sowas haben :D


    Ich habe aus der Rowling-Debatte und ihrem Fallout im Bisaboard eigentlich nur eine Erkenntnis gewonnen: Wie die Prioritäten großer Teile der Userschaft wirklich aussehen, und es hat mich persönlich sehr verunsichert, weil es doch stark davon abgewichen ist, wie ich das BB bis dahin eingeschätzt hatte.

    Aber naja, wieder was über die menschliche Natur gelernt, schätze ich xD

    Danke 2 Sehe das auch so 1