Ist Boob Armor historisch korrekt? Ein Interview mit einer Historikerin

Es ist in der historischen Fantasy-Bubble seit jeher eine wichtige Frage: Darf mensch die eigenen weiblichen Charaktere in Boob Armor stecken, ohne sich ständig irgendwelche nervtötende Kritik bezüglich angeblichem Irrealismus und eventuellem Sexismus anhören zu müssen? Wir haben bei einer Expertin nachgefragt.

Frau Professorin Gerlach, hat es jemals in der Geschichte Boob Armor gegeben?

Nein.

Aber es hätte ihn geben können?

Wie meinen Sie das?

Na ja, wenn auch Frauen mal im Mittelalter gekämpft hätten …

Haben sie. Trugen trotzdem keinen Boob Armor.

Okay, aber sie hätten ihn ja tragen können?

Ich muss erneut fragen, wie Sie das meinen.

Nun, es hätten ja Leute auch mal auf die Idee kommen, so etwas herzustellen und zu tragen.

Sind sie aber nicht. Und warum sollte irgendjemand eine Rüstung herstellen, die ihre Funktion, nämlich den eigenen Körper zu schützen, nur unzureichend bis gar nicht erfüllt und strukturell vollkommen schwach ist?

Na ja, aber es gab doch auch so Rüstungen für Männer, die so Schamkapseln hatten, die ein Gemächt imitieren sollten und keine Funktion hatten …

Erstens erfüllten viele dieser Schamkapseln durchaus eine Funktion, nämlich die Genitalien zu schützen. Zweitens ist das ein sehr kleiner Teil der Rüstung und nicht praktisch der gesamte Oberkörper. Drittens sind die „prunkvolleren“ Versionen davon eher etwas für Paraderüstungen und nicht für militärische Zwecke gedacht, geschweige denn geeignet.

Das heißt aber, es ist okay bei Paraderüstungen?

Also, dazu müsste schon eine ganze neue Welt erfunden werden, in der es sich aus irgendeinem Grunde herauskristallisiert hat, dass die weibliche Brust in der Form von Paraderüstungen besonders betont werden müsste.

Geil! Dann gibt es ja kein Problem, wenn ich …

Natürlich wäre dann der Grundtenor immer noch, dass es sich bei solchen Rüstungen um komplett nutzlose und ineffiziente Statussymbole handeln würde, die eigentlich komplett scheiße sind. In einer Geschichte mit kompetenten und pragmatischen Kämpferinnen würde keine davon darauf zurückgreifen und sich höchstwahrscheinlich jedes Mal zumindest gedanklich darüber beklagen, wenn sie beispielsweise für irgendeinen offiziellen Anlass so einen unbequemen und unpraktischen Quatsch anziehen muss. Außerdem würde über alle gelästert werden, die so eine Rüstung ernsthaft zum Kämpfen anziehen wollen.

Okay, aber wenn meine Protagonistin vielleicht ein bisschen eitel und nicht ganz so pragmatisch ist? Dann könnte die die ja auch im Kampf tragen und so.

Nun, ja, wenn Sie kein Problem damit haben, dass alle ihre Protagonistin für ein inkompetentes Dummchen halten, das vollkommen blöderweise eine absolut ungeeignete Rüstung in der Schlacht trägt, und sie zusätzlich ihre fiktive Gesellschaft so aufbauen, dass keiner ihr mal sagt, wie dämlich das ist, dann ja, dann können Sie das gerne machen. Sofern Sie außerdem es noch so einrichten, dass ihre Protagonistin reich und einflussreich genug ist, sich einen so wenig funktionalen und wahrscheinlich überteuerten Mist kaufen zu können und dass sie auch noch Schmiedeleute findet, die so etwas herstellen, was sie zumindest für durchschnittliche Kämpferinnen sicher nicht tun würden. Mit anderen Worten, wenn Sie ihre gesamte Welt so ausrichten, dass Boob Armor auf Teufel komm raus da reinpasst und sich durch diese massive Fixierung darauf, dieses winzige Worldbuildingdetail irgendwie stimmig einbauen zu wollen, unbedingt in ihrer sonstigen Gestaltung ihrer Welt komplett einschränken möchten, dann ja, dann wird das auf einer gewissen komplett ahistorischen Ebene halbwegs Sinn ergeben.

Cool! Damit wäre das also geklärt: Boob Armor kann bedenkenlos in Geschichten geworfen werden und wer sagt, so etwas könne es gar nicht geben, hat definitiv unrecht.

Ich hätte jetzt auch mal eine Frage: Warum wollen Sie überhaupt Boob Armor in Ihrer Geschichte haben?

Er ist sehr wichtig für den Plot.