Es gibt nur zwei Pronomen

Es gibt nur zwei Pronomen. Das ist eine unbequeme Wahrheit, aber sie muss ausgesprochen werden, auch wenn ich dadurch meine Existenz aufs Spiel setze. Aber irgendjemand muss es tun, irgendjemand muss dem totalitären Mainstream in einem Pokémonforum auch mal endlich Einhalt gebieten. Es ist höchste Zeit.

Um einzuleiten, möchte ich zunächst meine eigenen Erfahrungen schildern: Als ich noch klein war und in den Kindergarten ging, bezeichneten mich aufgrund meiner langen Haare viele Erwachsene beim ersten Anblick als Mädchen. Ich korrigierte sie dann und verlangte, dass sie mich als Jungen sahen, was sie dann auch taten. Und das war falsch. Es war falsch von mir, das zu verlangen. Es hätte eigentlich in Ordnung sein müssen, dass diese Erwachsenen ihrer eigenen Wahrnehmung folgen, mich konsequent als Mädchen sahen und bezeichneten, obwohl ich keins bin. Es hätte auch meinen Charakter damals sehr geformt. Ich hätte sicherlich meine Haare noch früher abschneiden lassen und mich wie ein richtiger Junge benommen, wenn sie nicht vor mir gekuscht hätten. Es wäre also für alle besser gewesen, hätten sie sich auf ihren Ersteindruck verlassen.

Wahrnehmung ist nun heute auch mein Problem, denn es gibt anstrengende Schwierigkeiten, wenn meine Wahrnehmung einer Person nicht mit der Selbstwahrnehmung der Person übereinstimmt. Dann ist es einfach zu anstrengend für mich, die gewünschten Pronomen zu verwenden. Das geht einfach nicht, es strengt mein Gehirn fast so schlimm an wie damals, als ich in der Zeitung das 4x4-Kindersudoku lösen musste. Denn: Normalerweise habe ich mit allem recht. Dass das mal anders sein sollte, ist schwer zu akzeptieren. Es muss hier auch Mitleid mit mir gehabt werden, denn es belastet mich im Alltag sehr. Schaut mal die Sonne an: Es sieht jeden Tag aufs Neue so aus, als würde sie sich um die Erde drehen. Aber das tut sie gar nicht, es verhält sich genau umgekehrt. Das muss ich jeden Tag aushalten, dass meine Wahrnehmung hier nicht stimmt. Es ist schlimm. Und jetzt soll ich auch noch ertragen, dass andere Leute besser als ich wissen, wer sie sind? Undenkbar. Irgendwelche Wissenschaftler haben mal irgendwo irgendwann herausgefunden, dass wir das Geschlecht riechen können, glaube ich. Das ist uns angeboren, und ganz besonders mir.

Überhaupt sind Neopronomen der Urgrund alles Bösen. Schaut euch die Amerikaner an: Haben bereits „they/them“-Pronomen. Und was machen sie? Wählen einen narzisstischen, ungebildeten Soziopathen zum Präsidenten, nachdem Donald Trump das Land gerade erst wieder aufgebaut hatte. Schlimm, so etwas. Und als ich „Ikenfell“ durchspielte, wurde für einen Charakter doch glatt „ze/zir“ verwendet. Da musste ich das Spiel erst einmal pausieren, als ich auf diesen Charakter traf, und fünf Kopfschmerztabletten nehmen. Der Rest des Spiels wurde zu der größten Herausforderung meiner Geisteskräfte, die ich je zu meistern hatte. Ich bin an ihr gescheitert. Und auch jetzt, wo ich die Pronomen nur wiederhole, kriecht schon die Erschöpfung in meine müden Frontallappen. Auch, als ich „Wasteland“ und „Laylayland“ von Judith und Christian Vogt las, musste ich irgendwann abbrechen, weil ein paar Mal Neopronomen verwendet werden. So schlimm haben es die Leute schon getrieben: Ich kann schon keine Videospiele mehr spielen oder Bücher lesen, weil ich Angst haben muss, dass irgendwann plötzlich aus heiterem Himmel Neopronomen auftauchen und mich überfordern.

Es muss auch gesagt werden: Ich kenne keine nichtbinären Personen, die ein Problem damit haben, wenn ich sie konsequent und wiederholt misgendere und ihnen sage, dass es ihre Schuld ist, wenn das passiert. Denn immer wenn ich solche Personen kennenlerne, blocke ich sie sofort, wenn ich online bin, und renne schreiend davon, wenn das im Real Life passiert. Anschließend erzähle ich allen anderen Leuten, dass diese Personen nicht mehr alle stramm haben und ihnen niemand zuhören will. Von all den übrig gebliebenen nichtbinären Personen in meinem Bekanntenkreis stimmen nun alle mir zu, wenn ich sage, dass ich es voll okay finde, sie zu misgendern. Daran kann erkannt werden, dass auch alle nichtbinären Personen dieser Welt eigentlich auf meiner Seite sind.

Das alles hier zu schreiben erfordert freilich nicht nur Intelligenz und Ausdauer, sondern auch Mut, wie ich eingangs schon geschrieben habe. Tatsächlich haben mich Leute gewarnt, dass wenn ich das hier schreibe, der woke Mob mich angreifen wird, und zwar mit den drastischsten Mitteln. Sie würden, so wurde mir gesagt, doch tatsächlich mit einem Kommentar hier antworten, in dem sie sagen, dass sie mir nicht zustimmen. Ich hoffe, dass es sich dabei nur um schlimme Gerüchte handelt, aber es sollte mich nicht wundern, wenn hier im Forum bereits zu solchen schmutzigen Methoden gegriffen wird. Manchen ist nun einmal jedes Mittel recht. Es wird kein Halt mehr gemacht vor dem Äußersten.

Aber davon sollten wir uns nicht einschüchtern lassen. Erinnert euch immer daran: Wir sind zuvorderst unserer eigenen Wahrnehmung von anderen Menschen verpflichtet, die nicht fehlgehen kann, und wir haben eine Mission. Tagtäglich mehren sich sowohl physische als auch verbale Angriffe auf queere Menschen, insbesondere auf solche, die trans und/oder nichtbinär sind. Es ist unsere Aufgabe, dafür zu sorgen, dass sie auch wirklich ungesühnt bleiben.