Sanji's Bentō

"Der wahre Schatz sind die Kalorien, die wir auf dem Weg gesammelt haben."

-Monkey D. Brudi, Ernährungswissenschaftler



Kinder, seid mir gegrüßt!

Ihr kennt doch das "your unemployed friend at 2 pm on a Tuesday"-Meme, und ja, Waifu hat jetzt spontan beschlossen, dass wir Anime-Essen kochen. Also kochen wir Anime-Essen.


Nach intensivem Brainstorming und einer anschließenden SWOT-Analyse kamen wir zu dem Ergebnis, dass Sanjis Bentō Box kredenzt werden soll. Aus One Piece, sollte das nicht klar sein. Hier einmal zur Referenz:



Okay, wir haben hier mutmaßliche Leibspeisen der Strohhüte: Sandwiches, Burger, Pasta, gebratenen Fisch, Stockfleisch, Curry, weißen Reis, Mikan und Schokolade. Also die letzten beiden sind zwar nicht original im Bento, aber c'mon, Dessert Items sind Pflicht.


Insgesamt war der Aufwand auch vertretbar: Während wir versucht haben, Aufgaben ad-hoc zu parallelisieren, sind wir ziemlich nach Gutdünken an die Sache herangefangen. Waren etwa 2 Stunden beschäftigt.



Da es eh anständig durchziehen muss, haben wir mit dem Curry begonnen. Es war ein schlichtes japanisches Curry aus gebratenen Zwiebeln, Karotten, Kartoffeln und Hühnchen, die in Brühe gekocht wurden, in welche Golden Curry Roux eingerührt wurde. Funktioniert on average deutlich besser für ein authentisches japanisches Geschmacksprofil statt hier raffinierte Gewürzmischungen auszuprobieren. Wer mag, kann noch Äpfel, Tomaten oder Nashi-Birnen einarbeiten. Komplett optional.



Als nächstes haben wir das Stockfleisch vorbereitet. Das war insgesamt ein wenig tricky. Man könnte einfach einen großen Schinken oder Rollbraten nehmen, aber ganz ehrlich weiß ich nicht, ob das so toll schmecken würde. Wir haben stattdessen einfach Fleisch mit Fleisch umwickelt: Schweinefilet ummantelt von Rinderrouladen. Weil das schon bound to be dry klingt, haben wir eine Glasur aus Sriracha, Honig und einem Schuss Sojasoße angerührt. Das kann ich euch als BBQ-Saucen-Alternative wärmstens ans Herz legen. Wir braten die Medaillons an, wickeln ein, versiegeln die Rouladen in der Pfanne, glasieren und verfrachten alles in den Ofen. Zwischendrin wird nachbepinselt.



Da die Pfanne schon heiß ist, kann auch das Hackfleisch rein. Je nach Komposition und Tier empfiehlt sich hier fettiges oder mageres Fleisch. Rind kann ruhig mager sein, wenn man dafür nicht beabsichtigt, es totzubraten. Und im Zweifel muss die Sauce es halt richten. Für die nimmt man am besten eine Kombination aus Mayo und Ketchup mit einem Klacks Senf, einem gehackten Gürkchen und ein paar gewürfelten Zwiebeln, optional auch etwas Gurkenwasser. Brötchen antoasten, Fleisch braten, Käse durch die Resthitze schmelzen lassen und mit ein wenig Gemüse zusammenbauen.


Parallel stehen auch schon die Eier auf dem Herd. Diese haben wir 8 Minuten lang bis kurz vor dem Punkt gekocht, wo das Eigelb einfach zu Staub zerfällt. Ein kleiner weicher Kern bleibt, aber die Eier sind schon mehr durch als dass sie es nicht sind. Die Eier kommen anschließend in kaltes Wasser und dürfen chillen. Währenddessen setzen wir schon neues Wasser auf den Herd. Danach können wir uns liebevoll um das Schälen und Zermantschen der Eier kümmern. Mit japanischer Mayonnaise alles zu einer cremigen Masse vermengen, ein bisschen Salz und Pfeffer dran und der Eiersalat für die Sandwiches ist fertig. Das Ganze verfrachtet man auf randloses Toastbrot und freut sich. Ein zweites Sandwich haben wir zusätzlich mit Tomate, Salat und Schinken gepimpt.



Mittlerweile kocht das Wasser wieder, also kommen die Nudeln rein. Wir haben hier einfach 125 g Spaghetti für 2 Personen genommen. Das größte Problem an diesem Mahl ist eigentlich, wie klein alles sein soll, weil es ja in irgendeiner Welt theoretisch von einer Person essbar sein soll. Nudeln werden al dente gekocht und anschließend mit Salz, Pfeffer, Olivenöl, Zitronenabrieb, Kräutern und Chili verfeinert.


Während das Fleisch im Ofen bereits gewendet sowie neu glasiert wurde und sich nun auf den letzten Metern auf der Zielgeraden befindet, braten wir noch schnell Kasslersteaks in der Pfanne an. Ich glaube, ihr wisst, wie man Sachen anbraten tut (Grüße). Also so in einer heißen Pfanne. Daneben könnt ihr auch den Fisch legen, ja ja. Dann braten beide Sachen gleichzeitig und ihr spart euch Zeit und Mühen.


Oh, fast vergessen: Reis brauchen wir auch noch! Wir nehmen also eine winzige Menge, einen zweiten Topf, waschen den Reis und lassen ihn zur Unkenntlichkeit verkochen. Inzwischen können wir alles anrichten und am Ende einen Löffel Reis auf den Teller klatschen. Ja, leider nur Teller, denn eine derartig riesige und gut sortierte Bentō Box hatten wir jetzt nicht daheim.




Okay, sieht ganz nett aus, aber das hier ist eigentlich Zeug fressen und nicht Zeug kochen (meine Entschuldigung an den KuH-Bereich, wo ich eigentlich auch einfach ein Topic für diesen Blödsinn hätte eröffnen können - vermutlich hab ich den Bereich damit getötet, rip). Also, äh, fressen wir mal!


Irgendwie will ich die Sandwiches zuerst probieren, also nomnomnom und ab dafür. Holy crap. Etwas, das nur aus Eiern und Mayo (also cremigen Eiern) besteht hat kein Recht dazu, so unverschämt gut zu schmecken. Die Mayo macht die hartgekochten Eier wieder fluffig und bringt eine wohlige Geschmeidigkeit in das Gericht. Das Salz hebt den natürlichen Ei-Geschmack weiter hervor, während die Mayo eine subtile Säure, aber fast eher noch Süße in das Erlebnis einbringt. Also srsly, Robin weiß, was abgeht, denn das hier ist fucking delicious. 9/10


Der Blick vom Sandwich zum Burger ist nicht weit und der Griff anschließend ebenso wenig. Schnabulieren wir mal diesen Fast-Food-Klassiker, den wir heute mit einer Schweinehackviertelpfünderbulette 🇩🇪 zubereitet haben. Und. Ja. Das war wohl der Fehler. Wir haben das Patty ziemlich durchgebraten, ergo fehlt da eine gewisse Saftigkeit. Mayo-Anteil in der Sauce hätte höher sein müssen, Essiggurke ist zu dominant. Tomate kann die fehlende Saftigkeit nicht ausgleichen. Ein wenig schade, aber das ist gerade eher eine 4/10. Auch von der Zusammenstellung gibt es definitiv bessere Burger. Bacon, Spiegelei, es gibt sehr viele Möglichkeiten, die hier in der Vorlage ebenfalls nicht genutzt wurden. Also, Franky, kannst deinen Burger behalten.


Bevor es kalt wird, muss jetzt auch beim Fleisch zugelangt werden. Aus Ermangelung an Knochen haben wir kurzerhand einen Schaschlikspieß in die improvisierte Fleischkeule gesteckt, der beim Hochheben auch abgebrochen ist. Spricht schon mal dafür, dass wir hier einen Chonker haben, der eines Strohhuts würdig ist. Und oh boy, ich liebe die Sauce. Das war eigentlich nur ein Schnellschuss mit den Sachen, die gerade rumlagen, aber guter Geschmack, toll karamellisiert, schöner Glanz auf dem Fleisch. Schade nur, dass wir den Garpunkt nicht perfekt abpassen konnten. Das mag wohl dem Umstand geschuldet sein, dass so ein dummes Rinderschnitzel und ein Schweinemedaillon ein wenig anders funktionieren. Das warme Medaillon ist von der Konsistenz zart und saftig, während das Rindfleisch ein wenig trocken wurde. Insgesamt durchaus lecker, aber definitiv verbesserungswürdig. 6/10. Luffy, iss am besten nur ein Tier gleichzeitig.


Langsam ist es aber echt notwendig, auch ein wenig bei den Beilagen zuzulangen. Und ja, eigentlich ist die Lemon Pasta nicht als Beilage gedacht, aber diesen Schuh muss sie sich in Anbetracht der üppigen Fleischgerichte nebenher einfach anziehen. Beim ersten Bissen merke ich aber schon, dass Beilage dem Ganzen ganz und gar nicht gerecht wird, denn dafür, dass wir hier wirklich nur Nudeln gekocht und ein paar Gewürze darübergeworfen haben, schmeckt es viel zu ausbalanciert und lecker. Geschmeidigkeit durch das Olivenöl, eine angenehme Frische aus Kräutern und Zitrone, ein Geschmacksboost durch koreanische Chiliflocken. Das ist echt sehr lecker. Ich hatte erst Sorge, ob da vielleicht Knoblauch fehlen könnte, aber nein, das hat schon so seine Richtigkeit. Definitiv 8/10. Gut gemacht, Sanji.


Oh, da ist ja noch Fisch! Probieren wir doch mal...uhhh, der ist fein. Also wir haben hier einfach ein Stück Lachsforelle mit Haut, weil wir schon keinen ganzen Fisch zubereiten wollten. Und hier hat's echt nichts außer einer Spur Salz und Pfeffer gebraucht. Sehr bekömmlich, die Haut auf eine angenehme Stufe zwischen knusprig und saftig gebraten. Und saftig ist der Fisch selbst ebenso. Da braucht es gar nicht viel Schnickschnack. Ein solides und leckeres Gericht. 7/10. Kann man machen, Usopp.


Sooo, was haben wir denn no- ah! Das Curry ist so versteckt auf dem Teller, dass ich es erst jetzt sehe, wo die Fleischberge sich lichten. Na dann probieren wir mal und, o ja, das ist klassisches japanisches Curry mit all seiner Glorie. Ein wohlig runder Currygeschmack in sattem Gold mit leichter Süße. Da bekomme ich glatt Lust, den Curry-Dex vollzumachen. Egal ob mit Fleisch, Tofu oder Gemüse - das hier lebt von der Sauce und die überzeugt. Ich gebe hier einmal 7.5/10 für die Leibspeise des Schiffsmusikanten. Und 5/10 für den Reis des Piratenjägers (dega, es ist einfach nur Reis, lol).


Zu Schoki und Mikan (okay, ich habe nur eine Orange gekauft) sag ich jetzt mal nichts. Kann man nix falsch machen und ist ein nettes Dessert hinterher. Insgesamt hab ich ca. die Hälfte des Tellers geschafft, also gibt's da auch morgen nochmal was. Hat sich der Aufwand gelohnt? Hell yeah, allerdings glaube ich, dass das Bentō bis zur Auslieferung einiges an Saftigkeit einbüßen würde. Nudeln könnten trocken werden, Curry wird eintrocknen und vor allem das Fleisch wird Wasser lassen und dann unweigerlich an Bekömmlichkeit verlieren. Um dem entgegenzuwirken, empfehle ich, das Bentō vor Verzehr in Regenwasser zu tauchen. Frisch hat es insgesamt schon eine 7.5/10 verdient, was jetzt nicht der Durchschnittsbewertung der Einzelgerichte entspricht, aber hier müssen definitiv noch die Möglichkeit der Qualitätssteigerung berücksichtigt werden wie auch die schiere Auswahl an Gerichten. Also das hier lädt auch zum Teilen ein. Haltet euch nur von meinen Eiersandwiches fern!


Also dann, wir sehen uns beim nächsten Mal, wenn es wieder heißt: Hör mal, wer da hämmert! *bonk*